Lese-Tipps: Belletristik

   

Anna McPartlin
Die letzten Tage von Rabbit Hayes


"Es geht um Liebe, Freunde, und Familie, untrennbare Bande, Freude, Lachen, schöne Erinnerungen, Hoffnung, Vergebung, Stärke, Mut, Loslassen und Abschiednehmen."

Stell dir vor, du hast nur noch neun Tage. Neun Tage, um über die Flüche deiner Mutter zu lachen. Um die Hand deines Vaters zu halten (wenn er dich lässt). Und deiner Schwester durch ihr Familienchaos zu helfen. Um deinem Bruder den Weg zurück in die Familie zu bahnen. Nur neun Tage, um Abschied zu nehmen von deiner Tochter, die noch nicht weiß, dass du nun gehen wirst ...
Die Geschichte von Rabbit Hayes: ungeheuer traurig. Ungeheuer tröstlich.


Rowohlt TB 2015, 464 Seiten, 12 €, 978-3-499-26922-6

Belletristik-Tipp von Réjane Plog : Ich konnte mich von dieser herrlich chaotischen Familie einfach nicht losreißen - Termine mussten verschoben und Tränen aus dem Gesicht gewischt werden.

Leseprobe und Interview

   

Ian McEwan
Kindeswohl


Familienrecht ist das Spezialgebiet der Richterin Fiona Maye am High Court in London: Scheidungen, Sorgerecht, Fragen des Kindeswohls. In ihrer eigenen Ehe ist sie seit über dreißig Jahren glücklich. Da unterbreitet ihr Mann ihr einen schockierenden Vorschlag. Und zugleich wird ihr ein dringlicher Gerichtsfall vorgelegt, in dem es um den Widerstreit zwischen Religion und Medizin und um Leben und Tod eines 17-jährigen Jungen geht.

Diogenes Verlag 2015, 224 Seiten, 21,90 €, 978-3-257-06916-7

Belletristik-Tipp von Ingo Klaus : Nicht sehr umfangreicher Roman von McEwan, der erstaunlich schlechte Presse bekommt. Es sei ein schwächeres Buch von McEwan. Wobei zu bedenken ist, dass ein schwächerer Roman von ihm immer noch besser als vieles, was sonst so erscheint. Interessanterweise hätte die Romankonstruktion auch einen wesentlich umfangreicheren Roman getragen. McEwan erzählt vieles gar nicht oder extrem beiläufig, um dann wieder einzelne Szene sehr detailreich zu erzählen. Für mich ist “Kindeswohl” ein bewegender Roman eines großen Schriftstellers.

   

Dörte Hansen
Altes Land


Zwei Frauen, ein altes Haus und eine Art von Familie

Das "Polackenkind" ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen - und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.

Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine Familie.

Knaus Verlag 2015, 288 Seiten, 19,99 €, 978-3-8135-0647-1

Belletristik-Tipp von Penelope Karachristos

   

Maria Semple
Wo steckst du, Bernadette?


Bernadette Fox ist chaotisch, überfordert - und ungeheuer liebenswert. Ihr Ehemann Elgie, der neue Hoffnungsträger bei Microsoft, mag ihren Witz. Und ihre verrückten Ideen. Irgendwie auch ihre Unsicherheit, wenn sie mal wieder von quälenden Ängsten heimgesucht wird. Die anderen Mütter, allesamt perfekt organisiert, halten Bernadette allerdings für eine Nervensäge. Verantwortungslos. Schließlich beschäftigt sie online eine indische Assistentin, die den Alltag für sie regelt. Zum Stundensatz von 0,75 Dollar reserviert Manjula den Tisch im Restaurant, erledigt mal eben die Bankgeschäfte und bucht den Familienurlaub in die Antarktis. Und für ihre 15jährige Tochter Bee, die kleine Streberin, ist Bernadette, na ja, eine Mutter. Bee kennt ja keine andere. Doch irgendwann beschließt Bernadette auszubrechen. Ihr wird das alles zu viel. Und auf einmal ist sie verschwunden ...

BTB 2015, 384 Seiten, 9,99 € 978-3-442-74851-8

Belletristik-Tipp von Penelope Karachristos : Sie werden Bernadette lieben, doch ohne ihre “perfekte” Nachbarin Audrey
wäre alles nur halb so lustig. Ein großartiges Buch!

   

Katja Petrowskaja
Vielleicht Esther


Statt ihren gewaltigen Stoff episch auszubreiten, schreibt die Autorin von ihren Reisen zu den Schauplätzen, reflektiert über ein zersplittertes, traumatisiertes Jahrhundert und rückt Figuren ins Bild, deren Gesichter nicht mehr erkennbar sind. Ungläubigkeit, Skrupel und ein Sinn für Komik wirken in jedem Satz dieses eindringlichen Buches:

Hieß sie wirklich Esther, die Großmutter des Vaters, die 1941 im besetzten Kiew allein in der Wohnung der geflohenen Familie zurückblieb? Die jiddischen Worte, die sie vertrauensvoll an die deutschen Soldaten auf der Straße richtete – wer hat sie gehört? Und als die Soldaten die Babuschka erschossen, »mit nachlässiger Routine« – wer hat am Fenster gestanden und zugeschaut?

Die unabgeschlossene Familiengeschichte, die Katja Petrowskaja in kurzen Kapiteln erzählt, hätte ein tragischer Epochenroman werden können: der Student Judas Stern, ein Großonkel, verübte 1932 ein Attentat auf den deutschen Botschaftsrat in Moskau. Sterns Bruder, ein Revolutionär aus Odessa, gab sich den Untergrundnamen Petrowski. Ein Urgroßvater gründete in Warschau ein Waisenhaus für taubstumme jüdische Kinder.

Wenn aber schon der Name nicht mehr gewiß ist, was kann man dann überhaupt wissen?


Suhrkamp Verlag 2014, 285 Seiten, 19,95 €, 978-3-518-42404-9

   

Nina George
Das Lavendelzimme
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Ein Buch über die Liebe. Die Liebe zu Büchern, die Liebe zum Leben und die Liebe überhaupt.
Ein Buch über Männer, Frauen, Flüsse, Katzen, Tango und gutes Essen.
Ein Buch für jeden, der Literatur liebt.

Er weiß genau, welches Buch welche Krankheit der Seele lindert: Auf seinem Bücherschiff, der "literarischen Apotheke", verkauft der Pariser Buchhändler Jean Perdu Romane wie Medizin fürs Leben. Nur sich selbst weiß er nicht zu heilen, seit jener Nacht vor 21 Jahren, als die schöne Provenzalin Manon ging, während er schlief. Sie ließ nichts zurück außer einem Brief den Perdu nie zu lesen wagte. Bis zu diesem Sommer. Dem Sommer, der alles verändert und Monsieur Perdu aus der kleinen Rue Montagnard auf eine Reise in die Erinnerung führt, in das Herz der Provence und zurück ins Leben.

Knaur 2013, 384 Seiten, 14,99 €, ISBN 978-3-426-65268-8

Lese-Tipp von Réjane Plog : Ich konnte dieses Buch einfach nicht aus der Hand legen. Ich wollte Jean Perdu und seine Freunde nicht im Stich lassen und sie zwingen zu verharren. Ich wollte weiter mit Ihnen über die Flüsse und Kanäle Frankreichs reisen.

   

Pablo Tusset
Oxford 7


Es sind die späten Achtziger, allerdings die des 21. Jahrhunderts. Die Menschen haben ihren Lebensraum auf das Universum ausgedehnt, interplanetare Firmen wie Coca-Cola und Apple bestimmen als Sponsoren den Lehrplan der Universitäten, und Krankenkassen wachen minutiös über den individuellen Kalorien-, Fett- und Alkoholverbrauch. In der Space-Universität Oxford 7 sieht man durch die künstliche Atmosphäre Earth, Moon und Sun, das Vogelgezwitscher wird pünktlich zum Wechsel der Tages- und Nachtseite angestellt, und die Schwerkraft liegt unverändert bei eins Komma eins, etwas schwerer als auf der Erde. Nur eines bringt die eingespielten Abläufe aus dem Takt: die Studentenproteste. Ständige Kontrolle, keine Prä-Computermusik auf dem Zimmer, keine Kerzen, keine Partys: Der Wunsch nach mehr Freiheit und weniger Sicherheit ist bei den Studenten erwacht. Dekanin Emily Deckart, bekannt für ihre Unnachgiebigkeit und ihre spitzen Absätze, klappert den Gang entlang zur Krisenkonferenz, bereit, den Aufstand niederzuschlagen. Zur gleichen Zeit finden sich die Studenten Mam zelle, BB und Marcuse bei ihrem alten Professor Palaiopoulous ein. Sie haben einen Plan, wie sie Deckart endgültig loswerden können. Mit Hilfe des Draufgängers Rick, der sie in seinem alten Shuttle und dank einiger Tricks durch die Sicherheitsschleusen bringt, fliegen sie zur Erde. Ihr Ziel: Barcelona. Sie wollen einen berüchtigten Systemgegner finden, der in ihrem Plan die Schlüsselrolle spielt. Doch dieser Franz von Assisi ist gefährlicher, als sie dachten ...Pablo Tussets neuer Roman ist ein spannendes und unterhaltsames Science-Fiction-Abenteuer, das uns mit großem Humor eine futuristische Welt mit all ihren absurden Details vor Augen führt: eine wohlmeinende wie totale Überwachungsgesellschaft, die so weit gar nicht mehr entfernt scheint. Und der Autor wirbelt den Leser so durch die Geschichte, dass dieser sich fragen muss: Wer ist denn nun der Bösewicht?

Frankfurter Verlagsanstalt 2013, 285 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-627-00191-9

Lesetipp von Mathias Herr :1984 und Brave New World dienen hier ganz klar als Vorlage, aber auch eine Anspielung auf den Klassiker Casablanca darf nicht fehlen. Der Ausblick auf eine mögliche Zukunft scheint wie bei den Vorgängern nicht unrealistisch. Überwachung? PRISM?

   

Guillaume Musso

Nachricht von dir

Als Madeline und Jonathan am Flughafen zusammenstoßen, denken sie nicht im Traum an ein Wiedersehen. Doch zuhause angekommen stellen sie fest, dass sie ihre Handys vertauscht haben. Sie beginnen, das Telefon des anderen zu durchstöbern...
Was anfängt wie eine klassische Liebesgeschichte, entwickelt sich weiter zu einem Krimi und wieder zurück zur Liebesgeschichte.

Piper 2013, 480 Seiten, 9,99 €, ISBN 978-3-492-30294-4

Lese-Tipp von Réjane Plog : Ich bin sehr schnell in die Geschichte eingetaucht und wurde im Verlauf des Buches mehrmals überrascht. Es kommt alles anders als erwartet. Mehr als ein Roman und doch kein Krimi. Tolle Mischung!

   

Joanne K. Rowling
Ein plötzlicher Todesfall


Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt? J.K. Rowlings erster Roman für Erwachsene ist aufwühlend, berührend und spannend. Ein großer Roman über eine kleine Stadt von einer der besten Erzählerinnen der Welt.

Carlsen 2012, 574 Seiten, 24,90 €, ISBN 978-3-551-58888-3

Lese Tipp von Mathias Herr

   

Jose Saramago
Die Reise des Elefanten


Salomon ist als Besitz von Johann III. von Portugal nur noch gelitten. Das exotische Tier aus den fernen Kolonien fristet ein trostloses Dasein, bis die Königin auf die Idee kommt, ihn ihrem Vetter dem Großherzog Maximilian aus Wien zum Geschenk zu machen. Mit einem großen Tross wird Salomon samt seinem Mahut auf eine abenteuerliche Reise geschickt, an deren Ende die eindrucksvolle Überquerung der Alpen steht. Unterwegs lernt man nicht nur die Eigenheiten und Vorlieben des Elefanten kennen, sondern auch die der Menschen und der Gesellschaft um ihn herum. Und meistens ist es der indische Mahut, der, Narr und Weiser zugleich, seine Zeitgenossen auf mehr oder weniger charmante Weise demaskiert. Sprachgewaltig und stets mit einem schelmischen Augenzwinkern verknüpft Saramago in seinem Roman Realität und Fiktion. Nach einer wahren Geschichte

btb 2012, 250 Seiten, 9,99 €, ISBN 978-3-442-74287-5

Lese Tipp von Penelope Karachristos

   

Roy Jacobsen
Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte


Alles ändert sich im Leben des zehnjährigen Finn, als plötzlich seine kleine Halbschwester Linda mutterseelenallein vor der Tür steht mit einem himmelblauen Koffer und jeder Menge emotionalem Sprengstoff.
Es ist das Jahr 1961 das Jahr, in dem John F. Kennedy Präsident wird, Gagarin in den Weltraum fliegt und der Bau der Berliner Mauer beginnt. Finn wächst in einer schmucklosen Vorstadt von Oslo auf, das Leben ist einfach und sozialdemokratisch. Er ist ein schmächtiger Junge, aber vielleicht der Klügste seiner Klasse. Wacker schlägt er sich mit seiner Mutter durch den Alltag, seit der Vater gestorben ist. Bis eines Tages die kleine Linda Einzug hält: Die Sechsjährige wirkt merkwürdig, pummelig ist sie, abwesend und schweigsam. Auch die Mutter, der einstige Fels in der Brandung, ist anders als sonst. Für Finn beginnt ein Sommer, den er nie vergessen wird.
Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte ist ein Familienroman voller Wärme und Magie und eine ergreifende Geschichte über die große Macht des Kleinen.

Insel Verlag 2012, 293 Seiten, 8,99 €, ISBN 978-3-458-35827-5

Lese Tipp von Penelope Karachristos

   

John Green
Das Schicksal ist ein mieser Verräter

 

"Krebsbücher sind doof", sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander - trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod.

 
Hanser 2012, 285 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-446-24009-4


Lesetipp von Penelope Karachristos , Ingo Klaus und Réjane Plog : ”Für mich bis jetzt das Buch des Jahres: Intelligent, witzig, traurig und sehr berührend.” .

   

Beth Hoffman
Die Frauen von Savannah


Für alle Fans von Die Bienenhüterin und Gute Geister gibt es jetzt Die Frauen von Savannah!

CeeCee Honeycutt hat es nicht leicht: Ihr Vater verbringt als Handlungsreisender seine Zeit überall, nur nicht zu Hause. Ihre Mutter lebt in ihrer Vergangenheit, in der sie Zwiebelkönigin in den Südstaaten ist. Als diese eines Tages in Ballkleid und ihren geliebten roten Pumps vor einen Eiswagen tänzelt und stirbt, wird CeeCee von ihrer Großtante Tallulah "gerettet".
Tante Tootie bringt sie in ihr wunderschönes Haus in Savannah, Georgia. Langsam begreift CeeCee, warum es ihre Mutter immer zurück in die Südstaaten zog. Sie wird von einer Wolke bezaubernder Frauen umsorgt. Allen voran Tante Tootie, deren resolute Köchin Oletta und die herrlich schräge Nachbarin. Egal ob weiß oder schwarz, die zwölfjährige CeeCee erobert die Herzen der Frauen von Savannah im Sturm.

Kiepenheuer & Witsch 2011, 368 Seiten, Gebunden, 16,95 €, ISBN 978-3-462-04286-3, OT: Saving CeeCee Honeycutt

Lese-Tipp von Réjane & Anne-Dore Plog: Ein rührender, witziger und einfach wunderschöner Roman über Frauen, Freundschaft und alte Häuser.

   

Jonas Jonasson
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Eine Geschichte über einen Weltreisenden, unterschiedlichste Charaktere, eine Elefantendame, Stalin und auch die Atombombe.

Allan Karlsson wird hundert und statt in seinem Altenheim mit unfreundlichem Personal und dem Stadtrat seinen Geburtstag zu feiern steigt er aus seinem Fenster im Erdgeschoss und verschwindet mit dem ersten Bus der die Stadt verlässt. Da er unterwegs noch einen Koffer mit Drogengeld mitgehen lässt und auch die Lokalzeitung über sein Jubiläum berichten wollte verfolgen ihn nun eine kriminelle Vereinigung, die Presse und die Polizei. Zum Glück trifft er unterwegs auf einige Menschen und eine Elefantendame, die sich ihm kurzerhand anschließen. Los geht ein herrliches "Roadmovie" durch Schweden.

Parallel wird erzählt wie Allan, ein durch und durch unpolitischer Mensch mit nur 3 Jahren Schulbildung, die ganze Welt bereist und große historische Ereignisse und Personen entscheidend beeinflusst.

Carl´s Books 2011, 412 Seiten, 14,99 €, ISBN 978-3-570-58501-6

Lese-Tipp von Réjane Plog : Unkonventionell, witzig und herzerwärmend!!! Ich habe es im Urlaub an einem Tag durchgelesen.

   

Milena Michiko Flasar
Ich nannte ihn Krawatte


Ist es Zufall oder eine Entscheidung? Auf einer Parkbank begegnen sich zwei Menschen. Der eine alt, der andere jung, zwei aus dem Rahmen Gefallene. Nach und nach erzählen sie einander ihr Leben und setzen behutsam wieder einen Fuß auf die Erde.
Nur wenige sorgfältig gewählte Worte benötigt Milena Michiko Flasar, um ihre Figuren zum Leben zu erwecken, nur wenige Szenen, um ganze Schicksale zu erzählen. Ein junger Mann verlässt sein Zimmer, in dem er offenbar lange Zeit eingeschlossen war, tastet sich durch eine fremde Welt. Eine Bank im Park wird ihm Zuflucht und Behausung, dort öffnet er die Augen, beginnt zu sprechen und teilt mit einem wildfremden Menschen seine Erinnerungen. Der andere ist viele Jahre älter, ein im Büro angestellter Salaryman wie Tausende. Er erzählt seinerseits, über Tage und Wochen hinweg, Szenen eines Lebens voller Furcht und Ohnmacht, Hoffnung und Glück. Beide sind Außenseiter, die dem Leistungsdruck nicht standhalten, die allein in der Verweigerung aktiv werden.
Aus der Erfahrung, dass Zuneigung in Nahrung verpackt, Trauer im Lachen verborgen werden kann und Freundschaften möglich sind, stärken sie sich für einen endgültigen Abschied und einen Anfang. Milena Michiko Flasar macht eine Parkbank zur Bühne, zu einem huis clos unter freiem Himmel. Die Bank befindet sich in Japan und könnte doch ebenso gut anderswo in der westlichen Welt stehen. Dieser Roman stellt der Angst vor allem, was aus der Norm fällt, die Möglichkeit von Nähe entgegen - sowie die anarchische Kraft der Verweigerung

Wagenbach 2012, 139 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-8031-3241-3

Lesetipp von Mathias Herr : Hier sollte stehen warum ich dieses Buch für besonders empfehlenswert halte, aber ich kann es Ihnen gar nicht genau sagen. Einfach gut.

   

Carsten Stroud
Niceville


Niceville. Eine Kleinstadt im Süden der USA, idyllisch, altmodisch und noch immer fest in den Händen der Gründerfamilien. Hier lässt es sich leben. Aber irgendetwas läuft schief in Niceville. An einem Sommertag verschwindet der kleine Rainey Teague. Zehn Tage später wird er gefunden – in einer alten Gruft. Er liegt im Koma. Nick Kavanaugh, der Ermittler, steht vor einem Rätsel. Niceville findet keine Ruhe mehr. Merle Zane und Charlie Danziger überfallen eine Bank und machen sich mit zweieinhalb Millionen Dollar aus dem Staub. Nach einer Meinungsverschiedenheit knallen sie sich gegenseitig ab. Beide überleben schwer verletzt. Niceville wird zu einem Ort ohne Gnade. Während eines infernalischen Wochenendes überschlagen sich die Ereignisse. Liegt ein Fluch über Niceville? Geht er aus von einem mit schwarzem Wasser gefüllten Loch auf dem Felsen über der Stadt? Man sagt, etwas lebt darin. Doch was? Niceville liest sich wie die perfekte Vorlage für eine neue Kultserie: schweißtreibend wie ein Roman von Stephen King oder Lee Child, meisterlich wie einer von Cormac McCarthy, mysteriös wie Twin Peaks und Lost, abgefahren wie ein Film von den Coen-Brüdern und abgebrüht wie einer von Quentin Tarantino.

DuMont Buchverlag 2012, 512 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3-8321-9646-2

Lesetipp von Simon Fortenbacher und Ingo Klaus : Ich mag eigentlich keine Horror-Romane. Niceville beginnt wie ein Krimi, und Niceville beginnt furios. Wenn man merkt, dass sich der Roman in Richtung Horror bewegt, ist der Leser schon hoffnungslos in der Geschichte gefangen. Komplexe Erzählstränge, gute Sprache: Große Klasse! (Ingo Klaus)

   

Ursula Poznanski
Saeculum


Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt, leben wie im Mittelalter ohne Strom, ohne Handy, normalerweise wäre das nichts für Bastian. Dass er dennoch mitmacht bei dieser Reise in die Vergangenheit, liegt einzig und allein an Sandra.
Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein.
Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn aus dem harmlosen Live-Rollenspiel wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit.
Liegt tatsächlich ein Fluch auf dem Wald?

Loewe 2011, 496 Seiten, 14,95 €, ISBN 978-3-7855-7028-9

   

Simon Urban
Plan D


Ostberlin 2011: Die Wiedervereinigung hat es nie gegeben, Egon Krenz ist seit 22 Jahren an der Macht und die DDR nahezu pleite. Die Hauptstadt: ein maroder Moloch, verpestet und verdreckt von Millionen Ölmotoren des Trabant-Nachfolgers Phobos. Die letzte Chance für den Sozialismus: Wirtschaftsverhandlungen mit der BRD und ihrem Bundeskanzler Oskar Lafontaine.
Doch dann wird ein ehemaliger Berater von Krenz ermordet aufgefunden - und alles weist darauf hin, dass die Täter aus den Reihen der Stasi kommen. Als auch noch der SPIEGEL über diesen Fall berichtet, ist klar: Wird die Unschuld der Stasi nicht bewiesen, ist die DDR endgültig erledigt.
Im grauen, zerfallenden Ostberlin suchen Martin Wegener von der Volkspolizei und sein westdeutscher Kollege Richard Brendel nach den Mördern - und finden heraus, warum die Entwicklung der DDR so katastrophal verlaufen musste.

Schöffling 2011, 550 Seiten, 24,95 €, ISBN 978-3-89561-195-7

   

John Niven
Gott Bewahre


Hochmoralisch und explizit zugleich. "Da kommt Gott, tut so, als wärt ihr beschäftigt." Denn Gott ist stinksauer. Nachdem Er sich im Himmel eine einwöchige Auszeit für einen Angelurlaub gegönnt hat, kehrt Er nach etwa vierhundertfünfzig Jahren (ein Tag im Himmel entspricht siebenundfünfzig Erdenjahren) wieder zurück an Seinen Schreibtisch und muss mit ansehen, wie die Erde in der Zwischenzeit den Bach runter gegangen ist. Umweltsünden, Kriege, moralischer Verfall, kirchliche Hassprediger, skrupellose Kommerzialisierung die Menschen sind auf dem besten Weg, sich selbst zu zerstören. Und so bleibt Gott nichts anderes übrig, als Seinen Sohn Jesus Christus, dem es im Himmel blendend geht und der mit Jimi Hendrix Gitarre spielt und Joints raucht, wieder auf die Erde zu schicken, um Gutes zu tun und das einzig wahre Gebot SEID LIEB zu predigen. Widerwillig landet Jesus in New York und versucht, zunächst erfolglos, als Sänger und Gitarrist in einer Rockband Gehör zu finden. Derweil schart er seine ersten Jünger um sich: Drogenabhängige, Gescheiterte, Obdachlose, denen er zu helfen versucht. Als seine Mission, die Massen zu erreichen, zu scheitern droht, greift er zum letzten Mittel: Er nimmt an einer Castingshow teil. Damit beginnt eine denkwürdige Odyssee quer durch Amerika.

Heyne 2011, 400 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3-453-67597-1

Lesetipp von Ingo Klaus , Réjane Plog und Mathias Herr : humorvoll, kritisch, weise. Seid lieb!

   

Louis Bayard
Die Geheimnisse des schwarzen Turms


"Vidocq!" Der Name bringt die Pariser Unterwelt des Jahres 1818 zum Erzittern. Denn der Chef der Geheimpolizei hat die berüchtigtsten Verbrecher des Landes hinter Schloss und Riegel gebracht. Nun ist er einem Fall auf der Spur, bei dem das Schicksal ganz Frankreichs auf dem Spiel steht.

Paris 1818: Die Rufe nach Revolution sind längst verklungen, Napoleon endgültig vertrieben und die Bourbonen wieder an der Macht. Doch die neue, noch fragile Ordnung wird bedroht: Louis-Charles, Sohn Marie Antoinettes und Ludwigs XVI., scheint wieder unter den Lebenden zu weilen. Dabei gilt der einstige Kronprinz, der die letzten Monate seines jungen Lebens in einem schwarzen Turm gefangen gehalten wurde, schon seit Jahren als tot. François Vidocq, Chef der Geheimpolizei und Schrecken der Pariser Unterwelt, folgt den Gerüchten durch die dunklen Gassen des Quartier Latin und die verwahrlosten Salons des alten Adels. Dabei trifft er auf den verwirrten Charles Rappskeller. Und tatsächlich spricht einiges dafür, dass der junge Mann der verschollene Königssohn ist. Während Vidocq versucht herauszufinden, was damals im schwarzen Turm wirklich geschehen ist, setzt ein gewisser "Monsieur" alles daran, Charles Rappskeller wieder verschwinden zu lassen.

Insel 2011, 412 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-458-17497-4

Lesetipp von Mathias Herr : Erleben Sie das historische Paris des 19. Jahrhunderts und genießen Sie eine spannende Geschichte.

   

Annette Hohberg
Alles was bleibt


Seit 17 Jahren sind Leo und Gesine ein Paar. Eine Ehe wie aus dem Bilderbuch, so scheint es. Bis Leo eines Tages den schicksalhaften Satz sagt, der ihr gemeinsames Leben aus den Angeln hebt: "Mir ist da was passiert." Der 50-jährige hat sich in eine jüngere Frau verliebt, Gesine steht vor den Scherben ihrer Ehe und tut das, was sie immer zusammen mit ihm gemacht hat: Sie kocht. Denn Kochen und gutes Essen sind fast so etwas wie die Essenz ihrer Beziehung gewesen. Sie reist in das gemeinsame Haus in der Normandie, im Gepäck 17 Fotos, die die Geschichte ihrer Liebe erzählen und ganz allmählich auch die Brüche aufzeigen, die sie zu lange nicht sehen wollte.
In Frankreich trifft Gesine eine beinahe tragische Entscheidung.

Knaur 2011, 339 Seiten, 14,99€, ISBN 978-3-426-65227-5

Lesetipp von Antje Kaus : dieses äußerst gelungene Erstlingswerk wird ergänzt durch wunderbare Rezepte- ein doppelter Genuss!

   

Richard Price

Clockers


Clockers das sind schwarze Dealer, die weiße Klientel 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche beliefern. Hier im Slum, wo die Welt rau ist, steht die Polizei aggressiv daneben, die Stadt resigniert. Bis sich die Spannung wieder in einer Explosion entlädt.
Richard Price hat dieses Szenarium in seinem grandiosen Meisterwerk "Clockers" umgesetzt. Es entstand ein handlungsgetriebener und vor Spannung berstender Großstadtroman, den Spike Lee mit Harvey Keitel verfilmt hat und der den Grundriss für die gefeierte Fernsehserie "The Wire" schuf.

 

S.Fischer 2011, 816 Seiten, 22,95 €, ISBN 978-3-10-060828-4

 

Lesetipp von Mathias Herr : Erleben Sie Charaktere mit echtem Tiefgang, ein großartiger Roman!

   

Susan Abulhawa

Während die Welt schlief

Seit Generationen leben die Abulhijas als Olivenbauern in dem idyllischen Dorf Ein Hod. Ihr Leben ist friedlich - bis 1948 die Zionisten den Staat Israel ausrufen und sich alles verändert. Die Dorfbewohner werden mit Waffengewalt aus ihren Häusern vertrieben, müssen ihr Land, ihren Besitz und ihr Zuhause zurücklassen. Amal, geboren im Flüchtlingslager in Jenin, lernt die Heimat ihrer Vorväter nie kennen. Stattdessen erlebt sie Kriege, Gewalt und schreckliche Verluste, aber sie erfährt auch Freundschaft und Liebe in der Gemeinschaft der Vertriebenen. Weder Amal noch ihre Familie ahnen jedoch, wie eng ihr Schicksal und das von Israel und Palästina wirklich zusammenhängen …

Diana, 28.März 2011, 432 Seiten, 19,99€, ISBN 978-3-453-29105-8

Lesetipp von Antje Kaus : Ein Buch voll mit Poesie, Tragik, und Hoffnung…. Wunderschön!

   

Kathryn Stockett
Gute Geister


Nur wer Grenzen überschreitet, kann die Welt verändern

Jackson, Mississippi, 1962: Die junge Skeeter ist frustriert. Nach dem Studium verbringt sie die Tage auf der elterlichen Baumwollfarm, als einzige ihrer Freundinnen ohne einen Ring am Finger. Sehr zum Missfallen der Mutter. Doch der Mann, mit dem ihre Freundinnen sie verkuppeln wollen, ist ein hochnäsiger Snob. Und dann ist auch noch ihr schwarzes Kindermädchen, bei dem sie stets Trost fand, spurlos verschwunden. Skeeter wünscht sich nur eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York leben. Und um diesem Ziel näher zu kommen, verbündet sie sich mit zwei Dienstmädchen, die ebenso unzufrieden sind wie sie: Aibileen zieht inzwischen das siebzehnte weiße Kind auf. Doch nach dem Unfalltod ihres einzigen Sohnes ist etwas in ihr zerbrochen. Und Minny ist auf der Suche nach einer neuen Stelle. Sie ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Und gemeinsam beschließen die drei außergewöhnlichen Frauen, gegen die Konventionen ihrer Zeit zu verstoßen und etwas zu wagen. Denn sie alle haben das Gefühl zu ersticken und wollen etwas verändern – in ihrer Stadt und in ihrem eigenen Leben.

btb, 28. März 2011, 624 Seiten, 21,99 €, ISBN 978-3-442-75240-9

Lesetipp von Antje Kaus : tiefsinnig, bewegend und hoch spannend ! Für mich „das“ Buch 2011!

   

Mordecai Richler
Solomon Gursky war hier


Wo ist Solomon Gursky? Der versoffene Schriftsteller Moses Berger macht sich auf die Suche nach dem legendären Spross einer jüdischen Immigrantenfamilie, der angeblich bei einem Flugzeugunfall ums Leben kam, just als er sich vor Gericht verantworten musste. Jeder weiß, dass das milliardenschwere Firmenimperium der Gurskys auf den Alkoholschmuggel zurückgeht. Und niemand wird leugnen, dass der Aufstieg der Familie Bestechung, Lügen und Intrigen geschuldet ist. Aber warum ist es so schwer, Genaueres über den Verbleib von Solomon Gursky herauszufinden, obwohl dieser auch nach seinem vermeintlichen Tod bei vielen Ereignissen von historischer Tragweite markante Spuren hinterlässt?
Mordecai Richlers fulminante Familiensaga setzt mit den Abenteuern von Großvater Ephraim Gursky ein, der 1851 als Gründer einer millenarischen Sekte bei den Eskimos zu Ruhm und Ehre kommt, und spannt den Bogen über mehrere Generationen hinweg in die heutige Zeit, wo sich seine Enkel um das Familienerbe balgen.

Liebeskind Verlag, Februar 2011, 656 Seiten, 24,80 €, ISBN 978-3-935890-77-9

Lesetipp von Ingo Klaus : Freue mich, dass dieser gewaltige Roman wieder neu aufgelegt wurde. Danke an den Liebskind Verlag! Schade, dass die Covergestaltung den Inhalt so gar nicht einzufangen weiß.

   

Hernán Rivera Letelier
Die Filmerzählerin

 

Etwas Aufregenderes als Kino gibt es nicht in dem Minendorf inmitten der chilenischen Atacamawüste. Die Männer arbeiten im Salpeterabbau, die Frauen sollen vernünftig wirtschaften und haben die zahlreichen Kinder am Hals. Da bieten die Hollywoodfilme mit Marilyn Monroe, John Wayne oder Charlton Heston und die mexikanischen Melodramen mit viel Gefühl und Musik eine willkommene Abwechslung und den Abglanz einer anderen Welt.
Doch eines Tages erlebt die Siedlung etwas noch Schöneres als Kino: María Margarita, ein zehnjähriges Mädchen, kann Filme so anschaulich und dramatisch nacherzählen, daß die Leute herbeiströmen, um sie zu hören. Bald drängt sich die halbe Siedlung in der engen Stube ihrer Familie, wo sie mit kindlicher Freude das Leinwandgeschehen zum Leben erweckt.

Insel 2011, 104 Seiten, 14,90 €, ISBN 978-3-458-17495-0

Lese-Tipp von Réjane Plog : Eine wunderschöne kleine Geschichte: die trotz seiner harten Realität leicht daherkommt und tief berührt.

   

Andrea Weiss
Paris war eine Frau

Die Frauen von der Left Bank

Ein reich illustriertes und höchst lebendiges Gruppenporträt der Künstlerinnen in Paris, die als Frauen von der Left Bank in die Geschichte eingegangen sind. Dazu gehören neben anderen Künstlerinnen u.a die Schriftstellerinnen Colette, Djuna Barnes, Janet Flanner, Gertrude Stein, die Verlegerin Alice B. Toklas und die Fotografin Gisèle Freund. Im Paris jener Jahre sprengten sie die Fesseln eines angepassten Lebens und bildeten eine verschworene Gemeinschaft, deren Mythos noch heute fortwirkt.

 

Ich persönlich würde alles geben, was ich habe - außer dem, was es mir gegeben hat -, um wieder in dem Paris sein zu können, wie es war...., Djuna Barnes, in Klagelied auf das Linke Ufer.


Rowohlt Taschenbuch, Neuausgabe 2006, 236 S., mit zahlreichen Fotos, 12,90 €, ISBN 978-3-499-24224-3

Tipp von Ingo Klaus : Schönes Buch. Tolle Frauen. Paris in der Zeit zwischen den Weltkriegen.

   

Sara Gruen

Wasser für die Elefanten

 

Das schwierigste Kunststück: die Liebe zu finden. 93 Jahre alt ist Jacob Jankowski, als nahe beim Altersheim ein Zirkus seine Zelte aufschlägt. Und in Jacob steigen die Bilder auf: Erinnerungen an die amerikanische Depressionszeit. Amerika 1931, die Wirtschaftskrise hat das Land fest im Griff. Als er Tierarzt bei einem traurigen Zirkus wird. Einem sehr traurigen: Nicht einmal einen Elefanten gibt es. Dafür eine wunderschöne Kunstreiterin. Verheiratet mit dem wahnsinnigen Dompteur. Schließlich findet sich doch ein Elefant. Keiner außer Jacob kann mit ihm umgehen. Aber dann nimmt eine Tragödie ihren Lauf.

 

Rowohlt TB 2009, 411 S. 9,95€, ISBN 978-3-499-24845-0

  

Lese-Tipp von Antje Kaus :  Lesen sie alles über „Rosie“ die äußerst charmante, verfressene und versoffene Elefantendame!!!

   

Iris Hanika

Treffen sich zwei

 

Irgendwann trifft es einen und die Liebe schlägt zu. Völlig unerwartet und überraschend. So wie bei Senta und Thomas, beide Single und jenseits der Vierzig. In einer Bar in Kreuzberg begegnen sich der IT-Spezialist und die feinsinnige Geisteswissenschaftlerin, und es ist Liebe auf den ersten Blick. Er ist hingerissen, und sie ist überwältigt. Sie verbringen eine verheißungsvolle erste Nacht miteinander. Schöner kann es eigentlich nicht sein. Doch kaum ist die Liebe da, kommen auch die Zweifel.

 

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2008 (Shortlist)

 

Btb 2010,  238 S., 8,-€, ISBN 978-3-442-73976-9

 

Lese-Tipp von Antje Kaus und Ingo Klaus : Eine frisch erzählte Variation einer alten Geschichte.

   

Tommy Jaud
Hummeldumm

Das Roman, ne

"Sitzreihe 12 war die letzte, die zwischen Tortellini und Hühnchen wählen durfte. Ich saß in Reihe 13. Schon auf dem Hinflug hätte mir klar sein können, dass der Jahresurlaub zum Albtraum wird."
Wer an allem schuld ist, ist für Matze sowieso klar: seine Freundin Sina. Während er in endlosen Verhandlungen die neue Eigentumswohnung klargemacht hat, sollte sie einfach nur "irgendwas" buchen. Hat sie auch. Doch musste dieses "irgendwas" ausgerechnet eine zweiwöchige Gruppenreise durch Namibia sein, ein Land, in dem jede hüftkranke Schildkröte schneller ist als das Internet? Was hat er denn verbrochen, dass man ihn nun täglich in einen Kleinbus voller Bekloppter sperrt, um ihn dann zu österreichischen Schlagern über afrikanische Schotterpisten zu rütteln? Und warum stolpert er bei minus zwei Grad in einem albernen Wanderhut über die Dünen der Kalahari, statt auf Mallorca ein Bierchen zu schlürfen? Als Matze dann noch daran erinnert wird, dass die sicher geglaubte Wohnung an andere Käufer geht, wenn er nicht sofort die fünftausend Euro Reservierungsgebühr überweist, hat er gleich noch drei neue Probleme: Das nächste Internetcafé ist fünfhundert Kilometer entfernt, der Handyakku platt und das einzige Ladegerät fest in österreichischer Hand.
"Ich drücke meine Nase ans Busfenster und blicke hinaus ins weite Land. Die Namibier winken uns und lachen. Klar lachen sie, sie sind ja frei. Wir nicht. Wir sind die in Blech gepackte Rache für die deutsche Kolonialzeit."

Scherz Verlag 2010, 303 Seiten, 13,95 €, ISBN 978-3-502-11037-8


Lesetipp von Ingo Klaus : Bin mit reichlicher Verspätung nun auch endlich dazu gekommen Das Roman, ne zu lesen. Ist ziemlich lustig, ne. Besonders der lockere Umgang mit den bestimmten Artikeln, das permanent angesegelt kommende ne und der nimmermüde Kontaktaufbauversuch zur Sparkasse. Weiter so!

   

Roger Willemsen

Die Enden der Welt

 

Auf fünf Erdteilen war Roger Willemsen unterwegs, um seine ganz persönlichen Enden der Welt zu finden. Manchmal waren es die großen geographischen: das Kap von Südafrika, Patagonien, der Himalaja, die Südseeinseln von Tonga, der Nordpol. Manchmal waren es aber auch ganz einzigartige, individuelle

Endpunkte: eine Bahnstation in Birma, ein Bett in Minsk, ein Fresko des Jüngsten Gerichts in Orvieto, eine Behörde im kriegszerrütteten Kongo. Immer aber geht es in diesen grandiosen literarischen Reisebildern auch um ein Enden in anderem Sinn: um ein Ende der Liebe und des Begehrens, der Illusionen, der Ordnung und Verständigung. Um das Ende des Lebens und um den Neubeginn. Die Eifel Gibraltar Der Himalaja Südafrika ("God's Window") Island Patagonien Timbuktu Kamtschatka Birma Borneo Italien (Fuciner See) Bombay Senegal Hongkong Afghanistan Tonga Indonesien Orvieto Kinshasa Minsk Thailand Madeira Nordpol "Heute waren die Wolken eine Sehenswürdigkeit, nicht geringer als die Berge. Von ihrem Anblick ruhte ich mich aus, bis ich hungrig wurde. Da war es vier Uhr früh, alles schlief, und ich tappte durch die Gänge. Um halb sieben Uhr fiel mir eine Frau aus dem Aufzug entgegen, betäubt von Insektenspray. Ich hielt sie kurz im Arm. Glücklich fühlten wir uns beide nur, weil der Insektenspray so stark war. In dieser Gegend , sagte sie, entwickeln sich alle Dinge dramatisch."

 

S.Fischer 2010, 541 Seiten, 22,95 €, ISBN 978-3-10-092104-8

 

Lese-Tipp von Mathias Herr : Unternehmen Sie eine Weltreise mit Roger Willemsen und lassen Sie sich durch seinen bildhaften Erzählstil in jedem Kapitel neu entführen.

   

Lucy-Anne Holmes
Oh Happy Dates


Die lustigste Versuchung seit Helen Fieldings "Schokolade zum Frühstück"

Sie ist jung. Sie ist witzig, hübsch und intelligent. Sie hatte 351 Tage keinen Sex, kein Date, keinen Freund. Nichts läuft, aber irgendetwas läuft extrem schief, und Sarah Sargeant will es wissen: Wie findet man ihn, den richtigen Mann? Sie startet einen Blog und ihre neue Mission: 50 Wege, Mr. Right zu finden. Ihre Fangemeinde im Netz fiebert mit, als sie ihre Abenteuer beschreibt, sich verliebt – und auch leidet…

Blanvalet 2010, 442 Seiten, 8,99 €, ISBN 978-3-442-37512-7

Lese-Tipp von Réjane Plog : Ich habe beim Lesen laut lachen müssen! Zum Glück ist die Fortsetzung schon in Planung.

   

Wolfgang Herrndorf
Tschick


Zwei Jungs. Ein geknackter Lada. Eine Reise voller Umwege durch ein unbekanntes Deutschland.

"Wir könnten meine Verwandtschaft besuchen. Ich habe einen Großvater in der Walachei." "Und wo wohnt der?" "Wie, wo wohnt der? In der Walachei." "Hier in der Nähe oder was?" "Was?" "Irgendwo da draußen?" "Nicht irgendwo da draußen, Mann. In der Walachei." "Das ist doch dasselbe." "Versteh ich nicht." "Das ist doch nur ein Wort, Mann", sagte ich und trank den Rest von meinem Bier. "Walachei ist doch nur ein Wort! So wie Dingenskirchen. Oder Jottwehdeh." "Meine Familie kommt von da." "Ich denk, du kommst aus Russland?"

Rowohlt Berlin 2010, 253 Seiten, 16,95 €, ISBN 978-3-87134-710-8

 

www.sueddeutsche.de/kultur/wolfgang-herrndorf-tschick-zauberisch-und-superporno-1.1011229


Lesetipp vom Ingo Klaus : Ein Reise durch Deutschland: Sommer, zwei Jungs, ein Auto, skurrile Menschen, herrliche Dialoge und eine erfrischende Prosa. Toll!

   

Elke Heidenreich

Ein Traum von Musik

46 Liebeserklärungen

 

Liebe und Musik sind im Leben von Elke Heidenreich nicht voneinander zu trennen. Wie ein Leitmotiv durchziehen Musiker ihr (Liebes-) Leben, und sie weiß davon in ihrer mitreißenden und humorvollen Art zu erzählen. Doch auch die fünfundvierzig anderen Autorinnen und Autoren haben eine ganz besondere Beziehung zur Welt der Töne und Harmonien. Und es sind erstaunliche, bewegende, abenteuerliche, spannende und amüsante Geschichten, die so unterschiedliche Menschen wie Senta Berger, Campino, Axel Hacke, André Heller, Hans Werner Henze, Dieter Hildebrandt, Udo Jürgens, Ursula von der Leyen, Reinhard Mey, Isabella Rossellini, Volker Schlöndorff, Christian Ude, Roger Willemsen u.v.a. mit großer Offenheit schildern.

 

Edition Elke Heidenreich bei C.Bertelsmann 2010, 380 Seiten, 19,95 €, ISBN 978-3-570-58014-1

 

Lese-Tipp von Monika Klaus

   

Barbara Pachl-Eberhardt

Vier minus Drei

Wie ich nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand

 

Wie schafft es eine Frau, die ihren Mann und ihre beiden kleinen Kinder durch einen Verkehrsunfall verliert, überhaupt weiterzuleben? Fünf Tage nach dem schrecklichen Ereignis schreibt Barbara Pachl-Eberhart einen offenen Brief an ihre Verwandten und Freunde, der in beeindruckender Intensität ihre Gefühle darlegt. Rasch findet das erschütternde Dokument durch Internet, Zeitungen und Zeitschriften eine große Verbreitung. Die Tragödie dieser Familie bewegt Tausende Menschen.
Zwei Jahre nach dem tragischen Ereignis schildert Barbara Pachl-Eberhart nun ihren Weg in ein neues Leben. Die Offenheit, mit der sie sich ihrem Schicksal stellt, und der Mut, mit dem sie Schritt für Schritt in eine unbekannte Zukunft geht, zeugen auf ergreifende Weise von menschlicher Größe und einem unerschütterlichen Glauben an den Sinn des Lebens.

 

Integral Verlag 2010, 333 Seiten, 19,95 €, ISBN 978-3-7787-9217-9

   

Callan Morgan Rogers
Rubinrotes Herz, eisblaue See


Ein Fischerdorf an der Küste Maines, am nordöstlichsten Zipfel der USA. Dicht an dicht schmiegen die Häuser sich an die Granitfelsen. Florine lebt geborgen bei ihren Eltern und ihrer Großmutter inmitten der Gemeinschaft der Familien, die hier seit Generationen auf Hummerfang gehen. Die kleinen Reibereien zwischen ihrer lebenshungrigen Mutter Carlie und dem bodenständigen Vater können das Leben der Elfjährigen nicht ernsthaft erschüttern. Bis Carlie eines Tages spurlos verschwindet. Alle Nachforschungen scheinen ins Leere zu laufen. Die Frage, ob ihre Mutter Opfer eines Verbrechens wurde oder freiwillig ging, wird Florine in den folgenden Jahren ständig begleiten. Und sie muss mit der Zumutung fertig werden, dass das Leben um sie herum trotzdem weitergeht.

mare Verlag 2010, 427 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-86648-131-2

Lese-Tipp von Penelope Karachristos und Antje Kaus : Eines unserer Lieblingsbücher des Jahres!

   

Justin Cronin
Der Übergang


Bevor sie das Mädchen von Nirgendwo wurde – das Mädchen, das plötzlich auftauchte, die Erste und Letzte und Einzige, die tausend Jahre lebte – war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Harper Bellafonte.

Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei FBI-Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum Ziel hat, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas schief – völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten: Amy Harper Bellafonte.
www.randomhouse.de/dynamicspecials/cronin

Goldmann Verlag 2010, 1024 Seiten, 22,95 €

Lesetipp von Antje Kaus und Ingo Klaus
: Der Übergang wird mit Sicherheit einer der Toptitel des Jahres werden. Ein Zukunftsroman, der in einer eher archaischen Welt spielt --- eigentlich nicht das Genre, das mich besonders interessiert, aber in diesem Fall gelten andere Regeln: Sehr überzeugend, sehr spannend, sehr verblüffend!

   

Bernhard Schlink
Sommerlügen


Lebensentwürfe, Liebeshoffnungen, Alterseinsichten was ist Illusion, und was stimmt? Was bleibt, wenn eine Illusion zerplatzt? Die Flucht in eine andere? Weil das Leben ohne Lebenslügen nicht zu bewältigen ist? Sieben irritierend-bewegende Geschichten von Bernhard Schlink.

Diogenes Verlag, 2010, 288 Seiten, 19,90 €

Lese-Tipp von Mathias Herr

   

John Irving
Letzte Nacht in Twisted River


1954 in einem Flößer- und Holzfällercamp in den Wäldern von New Hampshire: Der 12-jährige Danny verwechselt im Dunkeln die Geliebte des Dorfpolizisten mit einem Bären, mit tödlichen Folgen. Der Junge muss mit seinem Vater Dominic, dem Koch des Camps, fliehen – zuerst nach Boston und von dort weiter nach Vermont und Iowa und schließlich nach Kanada, verfolgt von einem Rächer, der auch nach Jahrzehnten nicht vergisst. Jedes Mal steht Dominic in einer neuen Küche und muss aus fremden Zutaten etwas zaubern: ein neues Gericht, eine neue Identität, eine neue Existenz für sich und seinen Sohn. Doch das Leben von Danny und Dominic bleibt eine Achterbahnfahrt, mit höchstem Glück und tiefstem Schmerz, mit bedrohlichen ebenso wie mit liebenswerten Weggefährten. Dabei sehnen sich die beiden nur danach, endlich zur Ruhe, irgendwo anzukommen.

Diogenes Verlag, 2010, 832 Seiten, 26,90 €, erscheint im Juni 2010

Lese-Tipp von Antje Kaus : Endlich wieder ein Roman von John Irving. BÄRENSTARK! Unbedingt lesen!

   

Robert Harris

Titan

 

Nach "Imperium" und "Pompeji" nun Robert Harris' neuer historischer Thriller aus dem antiken Rom

Cicero hat es geschafft - Verhandlungsgeschick und sein Redetalent haben ihn an die Spitze der Macht gebracht: Er bekleidet als Konsul das höchste Amt in Rom. Aber seine Widersacher haben sich längst formiert. Eine große Verschwörung droht die Republik zu stürzen. Und immer wieder scheint es der gerissene Caesar zu sein, der im Hintergrund die Fäden zieht...

Rom im Jahr 63 v. Chr.: Cicero ist endlich Konsul. Im Wahlkampf hat er sich gegen den korrupten Patrizier Catilina durchgesetzt. Aber zur Verwirklichung seiner politischen Ideale läuft ihm die Zeit davon, denn Catilina hat den Kampf noch nicht aufgegeben: Zusammen mit enttäuschten Aristokraten, Veteranen, Kriminellen und anderem Gesindel bereitet er eine große Verschwörung vor, um an die Macht zu gelangen. Aber welche Rolle spielt der umtriebige Caesar dabei? Der Einfluss seines Kontrahenten wächst unaufhörlich, und Cicero muss seine Tugendhaftigkeit auf die zwangsläufige Probe stellen: Wenn man die Macht im Staat innehat - ist es dann gerechtfertigt, illegale Methoden anzuwenden, um die Republik zu retten? Schließlich erfährt Cicero von einer konspirativen Sitzung, auf der seine Ermordung geplant wurde ... Robert Harris
zeigt sich wieder einmal als wahrer Meister: Er entführt seine Leser mit einem brillant recherchierten historischen Roman ins antike Rom und liefert zugleich einen packenden Politthriller, der aktueller nicht sein könnte.

 

Heyne, 2009, 541 Seiten, 21,95 €

Heyne TB 2011, 544 Seiten, 9,99€, ISBN 978-3-453-43547-6

 

Lese-Tipp von Mathias Herr

   

Benedict Wells

Spinner

 

„Ich habe keine Angst vor der Zukunft, verstehen Sie? Ich hab nur ein nur ein kleines bisschen Angst vor der Gegenwart.“

 

Jesper Lier, 20, weiß nur noch eines: Er muss sein Leben ändern, und zwar radikal. Er erlebt eine turbulente Woche und eine wilde Odyssee durch das neue Berlin. Ein tragikomischer Roman über die Angst, wirklich die richtigen Entscheidungen zu treffen.

 

Der 20-jährige Jesper zieht von München nach Berlin. Er entflieht seiner Heimat und seiner Familie, um in Berlin sein Glück zu finden. Anstatt zu studieren verbringt er die Tage und Nächte in seiner herunter gekommenen Wohnung und schreibt an seinem Roman Der Leidensgenosse. Er ist getrieben von dem Traum sein Buch zu veröffentlichen, doch dieser Traum endet bei Schlaftabletten und Alkohol. Aufgefangen wird Jesper nur von zwei guten Freunden. Gemeinsam versuchen sie die Orientierungslosigkeit einer Generation zu bewältigen.

 

Diogenes 2009, 308 Seiten, 19,90 €

Diogenes TB 2010, 308 Seiten, 10,90€, ISBN 978-3-257-24054-2

 

Lese-Tipp von Mathias Herr : Begleiten Sie Jesper Lier durch eine turbulente Woche in Berlin.

   

Katharina Münk
Die Insassen

Börsengang auf STATION 4

Vier Insassen der Nervenklinik St. Ägidius bringen ihre Anstalt zunächst auf Kurs und anschließend an die Börse. Schließlich sind sie vom Fach. Handelt es sich doch um drei ehemalige Topmanager und eine Chefsekretärin. Ohnehin ist Exfinanzvorstand Dr. Wilhelm Löhring überzeugt, die Klinik sei seine eigene Firma. Sofort will er sein Unternehmen mithilfe der drei Insider flott machen. Da im Zeitalter der anonymen digitalen Kommunikation und mit einer entsprechenden Reputation in der Wirtschafts-Community alles möglich ist, gerät der Börsengang zu einem vollen Erfolg.
Katharina Münk ist Chefsekretärin und Autorin von Und morgen bringe ich ihn um! Als Chefsekretärin im Top-Management (2006), das in kürzester Zeit zum Bestseller wurde.
 
DTV Premium 2009,  220 Seiten, 13,90 €
 
Lese-Tipp von Ingo Klaus : Lockerer Erzählton, schräge Geschichte mit viel Situationskomik zum Thema Wirtschaft und Psychiatrie und passend zum Sachbuch-Bestseller von Manfred Lütz, Irre – Wir behandeln die Falschen. Unsere Probleme sind die Normalen. Eine heitere Seelenkunde.

   

David Benioff

Stadt der Diebe

 

Vom erfolgreichen Drehbuchautor zu einem der größten jungen Erzähltalente Amerikas – David Benioff legt mit STADT DER DIEBE ein modernes Meisterwerk vor, einen fesselnden Abenteuerroman und zugleich die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei jungen Männern, die eine irrwitzige Aufgabe zu erfüllen haben: Im belagerten, ausgehungerten Leningrad sollen sie ein Dutzend Eier auftreiben.

Leningrad im Januar 1942: Weil er während der nächtlichen Ausgangssperre die Leiche eines deutschen Soldaten nach Essbarem durchsucht hat, wird der 17-jährige Lew sofort verhaftet – auf Plündern steht die Todesstrafe. Nach endlosen Stunden in einer kargen Gefängniszelle wird er allerdings nicht aufs Schafott, sondern zusammen mit seinem Mithäftling Kolja vor den Geheimdienstchef der Stadt geführt. Der stellt die beiden vor eine schier unlösbare Aufgabe – im Tausch gegen ihr Leben sollen sie innerhalb von sechs Tagen im ausgehungerten Leningrad zwölf Eier für die Hochzeitstorte seiner Tochter auftreiben.

Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der den schüchternen, introvertierten Lew schicksalhaft an Kolja schweißt – einen schlitzohrigen, charmanten Frauenhelden und notorischen Lügner, der ihm ständig schmerzhaft bewusst macht, dass er selbst so gar nicht zum Abenteurer taugt. Als die beiden die Hoffnung, in Leningrad Eier zu finden, aufgeben müssen, fasst Kolja einen aberwitzigen Plan: Er will sich mit Lew zu einer Geflügelfarm jenseits der feindlichen Linien durchschlagen, in ein Dorf südlich von Leningrad. Ein selbstmörderisches Unterfangen, wären da nicht Koljas Kaltschnäuzigkeit, eine unerschrockene Partisanin namens Vika und Lews Schachtalent …
David Benioff ist der Drehbuchautor von Drachenläufer und Troja.

 

Blessing Verlag 2009,  381 Seiten,  19,95 €

Heyne Taschenbuch 2010, 381 Seiten, 9,95 €

Heyne TB 2010, 381 Seiten, 9,95€, ISBN 978-3-453-40715-2

 

Lese-Tipp von Ingo Klaus : Ein Roman aus der Zeit, als St. Petersburg noch Leningrad hieß. Ein Winter von unvorstellbarer Kälte. Eine Stadt, in der es nichts mehr zu Essen gibt. Eine klassische Abenteuergeschichte, amerikanisch-flott erzählt. Tragisch und komisch gleichzeitig.  Klasse!

   

Mary a. Shaffer

Deine Juliet

 

London in den späten vierziger Jahren: Die Schriftstellerin Juliet erhält einen erstaunlichen Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey. Er hat antiquarisch ein Buch erworben, das zuvor ihr gehörte. Zwischen ihnen entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Julie von der Existenz eines literarischen Clubs auf Guernsey erfährt. Sie beschließt, auf die Insel zu reisen. Dort stößt sie auf die Geschichte von Elizabeth und deren großer Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt sie Dawsey kennen

 

Rowohlt TB, 304 Seiten, 8,95 €



Lese-Tipp von Antje Kaus

   

Ildefonso Falcones
Die Kathedrale des Meeres


Der kleine Arnau flieht mit seinem Vater Bernat vor einem brutalen Lehnsherren in das mittelalterliche Barcelona. Die Stadt steht in höchster Blüte, die Viertel wachsen bis hinunter ans Meer. Im Barrio der Töpfer und Hafenarbeiter finden Vater und Sohn Unterschlupf. Während Bernat in der Töpferei seines Schwagers arbeitet, zieht Arnau durch die Straßen und Gassen Barcelonas.
Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen Kirche, die vom Volk für das Volk gebaut wird. Im Schatten des mächtigen Bauwerks erfährt er, welch schweres Los die Arbeit dort ist: Mit den anderen Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der Menschen. Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor den Toren. Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein Leben gerät in höchste Gefahr.

Fischer (TB) , 656 Seiten, 12,95€

Lese-Tipp von Penelope Karachristos
und Antje Kaus

   

Seyed Javadi, Fattaneh H.
Der Morgen der Trunkenheit


Welchen Weg nimmt eine unmögliche Liebe, wenn Familie und islamische Tradition noch das Sagen haben? Die Geschichte einer jugendlichen Leidenschaft wussten wir, dass es so fesselnd sein kann, ihr bis ins Alter zu folgen? Teheran Anfang der dreißiger Jahre. Nachdem die selbstbewusste Mahbube mit ihren fünfzehn Jahren den Sohn einer Prinzessin abgelehnt hat, weist sie auch ihren Cousin zurück, der in sie verliebt ist. Warum? Das Mädchen hat sich in einen jungen Schreiner verguckt, und sie besteht auf ihrer Wahl….. Alles, was sie erreicht, ist ein Glück, das schmerzt. Alt geworden, erzählt sie im Teheran der Gegenwart ihrer Nichte, die sich ebenfalls in den Kopf gesetzt hat, "unpassend" zu heiraten, ihr Leben: "Der nächtliche Wein ist nicht den Morgen der Trunkenheit wert."

Suhrkamp Verlag, 414 Seiten 8,90 €

Lese-Tipp von Antje Kaus und Penelope Karachristos
: spannend , berührend, schön!

   

Carolina de Robertis

Die unsichtbaren Stimmen

 

Alles beginnt mit einem Wunder: Aus einem Baum, aus schwindelnder Höhe, fällt ein Mädchen. Man nennt sie Pajarita, kleiner Vogel. Aus einem verschlafenen Nest am Río Negro verschlägt es Pajarita nach Montevideo, wo sie ganz allein vier Kinder großzieht. Ihre Tochter Eva geht nach Argentinien, lebt als Dichterin in den Kreisen der Bohème von Buenos Aires und findet ihre große Liebe. Evas Tochter Salomé schließt sich den Rebellen im Kampf gegen die Militärdiktatur in Uruguay an und verschwindet für viele Jahre hinter Gefängnismauern.
Fesselnd und voller poetischer Kraft erzählt Carolina De Robertis die Geschichte dreier Generationen von Frauen in Montevideo. Drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Drei Frauen mit einem unbändigen Drang zu einem selbst bestimmten Leben - gegen alle Widerstände. Drei Frauen, die für die Geschichte Südamerikas im 20. Jahrhundert stehen.

 

Krüger Verlag, 461 Seiten, 16,95  €

Fischer TB 2011, 464 Seiten, 9,95€, ISBN 978-3-596-18481-1

 

Lese Tipp von Antje Kaus : wunderschön und bewegend

   

Matthias Praxenthaler

Horst der Held

Lebe wie Horst - und alles ist möglich!

Sein Name ist Gurk. Horst Gurk. 1970 in Troisdorf geboren, wird er bereits mit fünf Jahren von seinen Eltern mit Kassenbrille und Zahnspange ausgestattet. Fortan gehört er zu den Kindern, mit denen keiner spielen will. Selbst ein Bombenanschlag auf den Mathelehrer und ein paramilitärischer Angriff auf ein Wildtiergehege können seine Popularität nicht so recht steigern. Doch dann gewinnt Horst mit 22 als zehntausendster Besucher eines Puffs eine Reise nach Vietnam...

DTV, 199 S., 8,95 €

Lese Tipp von Antje Kaus
: Ganz schön lustig!

   

Marc-Uwe Kling

Die Känguru-Chroniken

 

Ansichten eines vorlauten Beuteltiers

 

»Ich bin ein Känguru, Marc-Uwe ist mein Mitbewohner und Chronist. Nur manches, was er über mich erzählt stimmt. Zum Beispiel, dass ich mal beim Vietcong war. Das Allermeiste jedoch ist übertrieben, verdreht oder gelogen! Aber ich darf nicht meckern. Wir gehen zusammen essen und ins Kino, und ich muss nix bezahlen.«
Mal bissig, mal verschroben, dann wieder liebevoll ironisch wird der Alltag eines ungewöhnlichen Duos beleuchtet. Völlig absurd und ein großer Lesespaß.

 

Ullstein TB, 256 Seiten, 7,95€

 

Lese-Tipp von Lennia Kotz : Kaum zu glauben, wie viel Känguru-WG sich in meinem eigenen Alttag findet…  Wer Spaß haben will, muss dieses Buch lesen!

   

Jamie Ford

Keiko

 

Eine Liebe, die nie ihre Erfüllung fand und doch Jahrzehnte überdauerte

 

Henry und Keiko, er chinesischer Abstammung, sie japanischer, lernen sich 1942 an einer Schule in Seattle kennen. Nicht nur sind sie dort beide Außenseiter, sie verbindet auch die Begeisterung für Jazzmusik. Schnell reift eine zarte Liebe zwischen ihnen heran. Doch dann wird Keikos Familie nach dem Angriff auf Pearl Harbor in ein Internierungslager für US-Japaner gebracht. Henry und Keiko werden getrennt. Mehr als vierzig Jahre später erlebt Henry, wie das Panama Hotel in Seattles Japantown wiedereröffnet wird. In dessen Keller hatten viele Familien vor der Internierung ihre Habseligkeiten in Sicherheit gebracht.
Henry ist sich sicher, dass er dort auch Spuren von Keiko finden wird.
Erinnerungen an seine große Liebe werden wach - Eine berührende Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.

 

Bloomsbury Verlag, 376 S., 19,90€

BVT 2010, 384 Seiten, 10,95€, ISBN 978-3-8333-0660-0

 

Lese-Tipp von Lennia Kotz

   

Jodi Picoult

Neunzehn Minuten

"Es ist vorbei, sagte er. Doch das war es nicht, es fing gerade erst an."
Nach seiner unaussprechlichen Bluttat in der Sterling Highschool zweifelt niemand an der Schuld des siebzehnjährigen Peter Houghton. Doch während der kleine Ort mit den Folgen dieser neunzehn Minuten zu ringen hat, wird das Rätsel um den Ablauf der Tragödie immer größer. Jodi Picoult lotet die Hintergründe von großer Schuld und der verzweifelten Suche nach Gerechtigkeit aus.

Piper-TB, 480 Seiten, 8,95 € ( Erstverkaufstag : 20.05.2009 )

Lese-Tipp von Antje Kaus

   

Joey Goebel

Heartland

Was haben Biertrinker und Wrestlingfans mit der großen Politik in Washington zu tun? Antwort: alles - Stimmen entscheiden, wer gewählt wird. John Mapother, Sohn der mächtigsten Familie im Provinznest Bashford, will in den amerikanischen Kongress, er hat nur keine Ahnung von der Welt seiner Wähler. Die hat aber sein jüngerer Bruder Blue Gene, das schwarze Schaf der Familie. Ein großer amerikanischer Roman, hochintelligent, voller Witz und Melancholie.

Diogenes, 713 Seiten, 22,90 €

Diogenes TB 2010, 713 Seiten, 11,90€, ISBN 978-3-257-24037-5

Lese-Tipp von Réjane Plog

   

Daniel Glattauer

Alle sieben Wellen

Sie kennen Emmi Rothner und Leo Leike? Dann haben Sie also "Gut gegen Nordwind" gelesen, jene ungewöhnliche Liebesgeschichte, in der sich zwei Menschen, die einander nie gesehen haben, per E-Mail rettungslos verlieben. Zweitens: Für Sie ist die Geschichte von Emmi und Leo und ihrer unerfüllten Liebe abgeschlossen. Mag sein. Aber nicht für Emmi und Leo! Drittens: Sie sind der Ansicht, dass die Liebenden zumindest eine einzige wirkliche Begegnung verdient hätten und der Roman eine zweite Chance auf ein anderes Ende? Bitte, hier haben Sie's! Viertens: Sie haben keine Ahnung, wovon hier die Rede ist? Kein Problem. In diesem Buch erfahren Sie alles: von Leos Rückkehr aus Boston, von Emmis Eheproblemen und von der siebenten Welle, die immer für Überraschungen gut ist.

Deuticke im Zsolnay Verlag, 219 Seiten, 17,90 €

Goldmann TB 2011, 219 Seiten, 8,99€, ISBN 978-3-442-47244-4

Lese-Tipp von Antje Kaus
: geniale Fortsetzung von „Gut gegen Nordwind“

   

Ilona M. Hilliges

Ein Kind Afrikas

Die "Sterne über Afrika" leuchten weiter...

Als einer von wenigen Frauen ist es Amelie von Freyer gelungen, im deutschen Kaiserreich Ärztin zu werden. 1907 stellt sie sich in der Kolonie Deutsch-Ostafrika einer großen Aufgabe: die Gründung einer Urwaldklinik, um den Menschen in den Usambarabergen zu helfen. Doch ein Geheimnis, das ausgerechnet ihre kleine Nichte Lotte umgibt, bedroht Amelies Pläne und das Leben des Mannes, den sie liebt. Als sie schon glaubt, einen Ausweg gefunden zu haben, kommt es zur Katastrophe

Wunderlich, 430 Seiten, 19,90 €

Rowohlt TB 2010, 432 Seiten, 9,95€, ISBN 978-3-499-24837-5

Lese-Tipp von Antje Kaus
: erstaunlich gute Fortsetzung von „Sterne über Afrika“ , Schmöker auf hohem Niveau!

   

Sarah Kuttner

Mängelexemplar

Sie ist klug, kokett, unnahbar und - fällt in einen Abgrund. Verzweifelt und mit wütendem Humor tritt Karo ihrer Depression entgegen. Mit bodenloser Leichtigkeit, selbstironisch und überschwänglich erzählt dieser Roman von der Verlorenheit, die manches Leben heute aushalten muss.

Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, liebenswert und aggressiv, überdreht und erschöpft. Als sie ihren Job verliert und mutig ihre feige Beziehung beendet, helfen auch die cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr. Plötzlich ist diese Angst da. Sie verliert den Boden unter den Füßen. Dem Wahnwitz unserer Gegenwart zwischen Partylaune und Panikattacke gibt Sarah Kuttner in ihrem Debütroman eine Stimme: vom Augenzwinkern zum Ernstmachen, vom launigen Plaudern zur bitteren Selbstkritik. Lustig und tieftraurig, radikal und leidenschaftlich erzählt sie von dem Riss, der sich plötzlich durch das Leben zieht.

Schwieriges Thema, leicht und humorvoll erzählt.

Fischer, 261 Seiten, 14,95 €

Fischer TB 2010, 261 Seiten, 8,99€, ISBN 978-3-596-18494-1

Lesetipp von Réjane Plog
, Antje Kaus

   

Moritz Netenjakob

Macho Man

"Dieses Buch ist eine kleine Sensation! 'Klein' im Sinne von 'doch eher groß'." Bastian Pastewka

Von den 68ern erzogen, lebte er dreißig Jahre als Weichei. Jetzt verliebt er sich in eine Türkin. Aber wie überlebt ein Frauenversteher in einer Welt voller Machos?
Versteh einer die Frauen! Daniel, Anfang 30, ist gerade verlassen worden - und das, obwohl er alles gemacht hat, was seine Freundin wollte. Schließlich haben ihm seine 68er-Eltern beigebracht, Frauen zu achten und zu respektieren. Das hat ihm als Jugendlicher auf Partys sehr geholfen: Während die Mädchen mit den anderen Jungs in der Ecke knutschten, hat er sie geachtet und respektiert. Und einer musste schließlich die ganzen Nudelsalate essen.

Kiepenheuer & Witsch, 286 Seiten, 13,95 €

KIWI TB 2010, 287 Seiten, 7,95€, ISBN 978-3-462-04211-5

Lese-Tipp von Penelope Karachristos
, Réjane Plog

   

Philip Tamm

Billigflieger

Appetitholen ist erlaubt, gegessen wird Zuhause. Das gibt Nina Joachim mit auf dem Weg, als er sich eine Woche vor der Hochzeit wie jedes Jahr mit seinen vier Freunden nach Mallorca verzieht, um dort das Schönste zu machen, was es gibt: Echte Männerfreundschaft zu pflegen, indem man sich volllaufen lässt und den halbnackten Mädchen am Strand von El Arenal nachglotzt.In der ersten Nacht lernt er Katie kennen, die so gar nicht halbnackt ist und sich auch nicht von seinem Jungsgetue abschrecken lässt. Ihm bleiben sechs Tage bis zur Hochzeit. Männer sind so, Frauen aber auch.

Heyne, 267 Seiten, 7,95 €

Lese-Tipp von Christian Klahn

   

Alan Bennett

Handauflegen

Unter den Augen eines unbestechlichen Gesandten der übergeordneten Kirchenbehörde zelebriert Pater Jolliffe einen Gedenkgottesdienst für den Bettgefährten der 'beautiful people' von London, einen auch ihm selbst wohlbekannten Mann. Unerwartete Enthüllungen der versammelten Hinterbliebenen sorgen dafür, dass die traurige Zeremonie einen rasanten Wandel durchläuft. Die weihevolle Andacht wird zum nervenzerrenden Schreckensspektakel, um dann unversehens in einem überaus sinnenfrohen Dankgottesdienst zu enden, als herauskommt, woran dieser Mann nicht gestorben ist.

Wie alle Bücher Bennetts sprachlich äußerst elegant.

Wagenbach TB, 90 Seiten, 9,90 €

Lese-Tipp von Lennia Kotz
, Christian Klahn , Ingo Klaus

   

Dean Debra

Der Palast der Erinnerung

 

Die junge Marina ist Museumsführerin in der berühmten Leningrader Eremitage. Früher umgaben sie faszinierende Gemälde und die tiefe Zuneigung des Mannes, den sie liebt. Nun aber, im Winter 1941, ist sie allein und die Museumssäle sind leer. In der Stadt herrschen Hunger, Not und Verzweiflung. Doch Marina hat ihren eigenen Weg gefunden, das Elend zu ertragen: Sie geht von Saal zu Saal und erinnert sich der Meisterwerke, die vor dem Krieg dort hingen. Sie sieht anmutige Gesten, betörende Farben, die Strahlkraft des Lichts. So entsteht in Marina das ganze Museum zu neuem Leben. Vor allem die Erinnerung an die Madonnenbilder und ihre Schönheit lassen sie alles überleben. Jahrzehnte später sind es wieder die Madonnenbilder, die ihr Trost spenden. Marina, deren Gedächtnis sie immer häufiger im Stich lässt, flüchtet sich erneut zu den Bildern und erlebt noch einmal Geborgenheit und Glück.

 

Schöne Geschichte. Historisch interessant. Als liefe man durch die Eremitage. Auf nach Sankt Petersburg (siehe Lena Gorelik)

 

Droemer/Knaur, 299 Seiten, 8,95 €

 

Lesetipp von Penelope Karachristos , Ingo Klaus

   

Lena Gorelik

Verliebt in Sankt Petersburg – Meine russische Reise

 

Lena Gorelik macht eine Reise:

„Meinen Verwandten schreibe ich, dass ich demnächst nach Petersburg komme, zusammen mit einem Freund, dem ich gerne die Stadt zeigen möchte. Meine Verwandten schreiben zurück, sie freuten sich sehr auf uns.

Dann rufen sie hysterisch bei meinen Eltern an, um in Erfahrung zu bringen, wer denn bitte dieser Typ ist, den Lena nach Petersburg mitbringt. Ihr bester Freund!, erklärt meine Mutter. Hat sie sich von Peter getrennt?, will die besorgte Verwandtschaft wissen; natürlich durfte Peter als Erster mit mir nach Petersburg fahren, die Verwandtschaft liebt ihn seither weitaus inniger und unkritischer als mich.“

 

Lena Gorelik schreibt eine heitere, luftig leichte Prosa, die an den Stil Birgit Vanderbekes erinnert.

Lena Gorelik ist eine Grenzgängerin zwischen der russischen und der deutschen Kultur. Wer etwas über Russen und Deutsche erfahren möchte, über unterschiedliche Mentalitäten, kann das hier auf die amüsanteste Art und Weise tun:

 

„In Deutschland darf ich nie singen. In dem demokratischen, offenen Land, in meinem links angehauchten, auf Gleichbehandlung aller Völker und Geschöpfe sinnenden Freundeskreises darf ich nie singen. Weil ich nicht schön singen kann. In Deutschland singt man schön.“

 

„Die Stadt für Verliebte und Kunstbeflissene, Schlaflose, Wodkatrinker und Pelzträger: Sankt Petersburg, eines der beliebtesten, neuerdings auch eines der sexysten Reiseziele, war immer schon Opfer seiner Klischees. Lena Gorelik greift diese freudig auf und liefert Insiderwissen, mit dem Sie bestimmt in keine Touristenfalle tappen.

Es ist ein Gerücht, dass man „Na Sdorowje“ auf Russisch sagt, wenn man anstößt. Das wäre Polnisch. Russisch wäre es, eine Rede zu halten. Die Rede muss emotional und klug sein. Am liebsten so, dass alle gleichzeitig weinen und lachen. Beispiel: (Ungewöhnlich kurz, aber typisch): „Mein Glas ist fast leer; aber mein Herz ist voll; vor Liebe zu Euch!“ (Alle Tanten weinen.)

Ob Sie eine Flasche Wasser kaufen wollen oder Theaterkarten, ob Sie mit der Metro fahren wollen oder mit der Straßenbahn, ob Sie im Hotel wohnen oder bei Freunden, ob Sie auf Hochzeitsreise sind oder noch im Stadium davor: Mit diesem Buch erfahren Sie, wie Sie gucken, grüßen, fordern, flirten müssen, wenn Sie in St. Petersburg ans Ziel gelangen wollen.

Lena Gorelik, selbst gebürtige Petersburgerin, streift zweimal im Jahr ihre Sehnsucht ab und verbindet das mit dem unvermeidlichen Verwandtenbesuch. Ergebnis ihrer Feldstudien ist dieses witzige, sehr persönliche Reisebuch, das keine Museenöffnungszeiten enthält, aber dafür ultimative Tipps, wie Ihre Reise an die Newa bestimmt unvergesslich wird.“  (Verlagsankündigung)

 

SchirmerGraf Verlag 2008, Leinen mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 176 Seiten, 17,80 €

 

Alan Bennett

Die souveräne Leserin

 

Eine Liebeserklärung an die Queen und an die Literatur – wer hätte gedacht, dass das zusammenpasst?!

 

Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. Ma’am ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch aus – und kommt auf den Geschmack. Von da an deckt sie sich jede Woche mit Lesestoff ein und lernt den Küchengehilfen Norman kennen, mit dem sie sich fortan über ihre Lektüren unterhält.

Not amused ist hingegen der Privatsekretär der Queen, Sir Kevin, der nichts unversucht lässt, Her Majesty dem schädlichen Einfluss Normans zu entziehen. Denn die Queen beginnt, ihre Pflichten zu vernachlässigen, liest nun lieber in ihrer Kutsche, statt der Menge zuzuwinken.

Ein Bennett at its best – very British, wie immer, und von so umwerfender Komik, dass Ihnen der Bowlerhat hochgeht!

 

Aus dem Englischen (The Uncommon Reader) von Ingo Herzke

Erscheint Ende August 2008 im Wagenbach-Verlag, Gebunden, 120 Seiten, 14,90€

Die englische Taschenbuchausgabe ist bei uns für 10,80 € erhältlich

   

Alan Bennet

Così fan tutte - Eine Geschichte

 

Köstlich. Ein schmales Bändchen. Ein großer Spaß!

 

Mit knochentrockenem britischen Humor erzählt Bennett die Geschichte eines englischen Middleclass-Ehepaars, das vom Opernbesuch nach Hause kommt und seine Wohnung vollkommen leer vorfindet. Mit dem Verlust der Einrichtung aus zweiunddreißig Ehejahren tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf...

Mozart spielte in ihrer Ehe eine wichtige Rolle. Sie hatten keine Kinder, und ohne Mozart hätten sie sich wahrscheinlich schon vor Jahren getrennt. An jenem Abend waren die Ransomes in Così fan tutte, und als sie nach Hause kommen, ist ihre Wohnung komplett ausgeräumt. Auf der Suche nach dem Nötigsten für den Alltag – Tassen, Teebeutel, Spülmittel, Sieb und eine ochsenblutfarbene Schuhcreme für ihren Mann – gerät Mrs. Ransome in Läden und Gegenden, die sie vorher nie aufgesucht hätte. Eine merkwürdige Abenteuerlust und Lebensfreude bemächtigt sich ihrer, und am Ende ist für die Ransomes nichts mehr so, wie es einmal war.

 

Originaltitel: The Clothes They Stood Up

Aus dem Englischen von Brigitte Heinrich, 2007. Kartoniert. 96 Seiten,  9, 90 €

   

David Safier
Mieses Karma


"Nichts hat sich Moderatorin Kim Lange mehr gewünscht als den deutschen Fernsehpreis. Nun hält sie ihn triumphierend in den Händen. Schade eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer russischen Raumstation erschlagen wird.
Im Jenseits erfährt Kim, dass sie in ihrem Leben sehr viel mieses Karma gesammelt hat. Die Rechnung folgt prompt. Kim findet sich in einem Erdloch wieder, mit sechs Beinen, Fühlern und einem wirklich dicken Po: Sie ist eine Ameise! Aber Kim hat wenig Lust, fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu schleppen. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mit einer Neuen tröstet. Was tun? Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht."
Flotte Strandlektüre. Leicht, lustig, schräg!
 
288 Seiten, gebunden 16,90 €, Taschenbuch 8,95 €

Rowohlt TB 2008, 282 Seiten, 8,95€, ISBN 978-3-499-24455-1

   

James Hamilton-Paterson
Einarmsegeln mit Millie


Gerald Samper – vielen Lesern bereits bekannt aus Kochen mit Fernet Branca – Hausbesitzer in der Toskana, Ghostwriter und Biograf ruhmsüchtiger Popstars und mediengeiler Sportskanonen, hat einen neuen Auftrag: Er soll ein Buch schreiben über Millie Cleat, eine wettergegerbte Fünfzigerin, die mit ihrem Hightech-Trimaran über die Weltmeere segelt und dabei einen Weltrekord nach dem anderen bricht.

Bald greift sie, ein Genie der Selbstvermarktung, zu den Sternen: sie wird die Hohepriesterin einer maritimen Sekte, deren Machenschaften Samper mit abgründigem Spott verfolgt.
Die Welt ist ein mediales Dorf, und je schräger die Geschichten seiner Akteure, desto besser. Mafiöse Balkan-Politiker, weltberühmte Dirigenten und windige italienische Makler, Ökofeministinnen und pakistanische Taxifahrer: sie alle treten in dieser Parforcejagd britischen Humors auf – und nicht immer würdig wieder ab. Mit hinreißendem satirischen Talent und hemmungsloser Fabulierlust legt James Hamilton-Paterson sein neues, pralles Buch vor: böse und exzentrisch, haarsträubend und – wunderbar.

Klett-Cotta Verlag, 364 Seiten, 22,50 €

btb 2009, 428 Seiten, 9,-€, ISBN 978-3-442-73829-8

   

Shalom Auslander
Vorsicht, bissiger Gott - Fiese Storys


Ein umwerfend guter Band mit Erzählungen:
"Vierzehn fiese Storys von Shalom Auslander, dem Enfant terrible aus Brooklyn, New York. Hier zückt Gott schon mal seine Knarre, wenn nicht alles so läuft, wie er sich das ausgedacht hat, und hier philosophieren Charlie Brown und Snoopy darüber, ob Schulzianer oder Kürbisiten den richtigen Glauben haben. Hier kommt das schlechte Gewissen auf vier Pfoten angetappt und wird dafür von einem Pornostarlet überfahren. Hier wird im Himmel geflucht und auf Erden gebetet - und vor allem kein Blatt vor den Mund genommen." (Klappentext)

Berliner Taschenbuch Verlag 2007, 157 Seiten, 7,90 €
aus dem Amerikanischen von Robin Detje

   

Neal Stephenson

Quicksilver

 

1152 Seiten. 1152 eng bedruckte Seiten! Der erste Teil der gefeierten Barock-Trilogie. Ein unglaubliches Unternehmen. Großartig ist nicht nur, was Stephenson alles erzählen kann, sondern auch, wie er es erzählt. Ein Meisterwerk. Ein gigantisches Projekt. Nicht immer einfach zu lesen, aber immer der  Mühe wert.

 

"Europa, um 1665: Daniel Waterhouse, Querdenker, Puritaner und Verächter der alten Geheimwissenschaften, strebt mit seinem Freund Isaac Newton und einigen anderen großen Geistern des barocken Europa nach Wissen und Erkenntnis, während die Welt ringsum ein einziges Chaos ist. Überall ringt die Vernunft mit dem blutigen Ehrgeiz der Mächtigen, und jederzeit können Katastrophen – ob natürlich oder hausgemacht – die politische Landschaft über Nacht verändern. In dieser Zeit steigt Jack Shaftoe vom Londoner Gassenjungen zum legendären König der Vagabunden auf. Er riskiert Leib und Leben für sein Glück und seine Liebe – und verliert durch die Syphilis schleichend den Verstand. Gleichzeitig schlägt sich seine Geliebte Eliza, die er aus einem türkischen Harem befreit hat, bis zum Hof Ludwigs XIV. durch, wird Mätresse, Spionin und Schachfigur in den Händen von königlichen Staatenlenkern. Die Wege von Daniel, Jack und Eliza führen kreuz und quer durch das zerrissene Europa, sie berühren und verschlingen sich, während allerorten ein neues Zeitalter seine Schatten voraus wirft …"

 

"Der Autor entwirft ein lebendiges Panorama einer großen Epoche der Wissenschaft: die manische Kleinarbeit der Forscher in abgelegenen Laboratorien, ihre Erfolge und Niederlagen. 'Quicksilver' ist Wissenschafts-Thriller, Historienschmöker und Schelmenroman auf höchstem Niveau."
SZ Wissen

 

"Vielleicht ist 'Quicksilver', das einen Schatz an Geschichten, Personen, Handlungen und Verknüpfungen enthält, weniger ein Buch als ein Ort, den wir besuchen und an dem wir uns tummeln können. Eines ist sicher: Der (ehemalige) SF-Autor Stephenson ist damit endgültig in der Gegenwart der Vergangenheit angekommen. Die uns durchaus einen viel sagenden Blick in die Zukunft offenbaren kann."
Buchjournal

 

Manhattan Verlag 2004, Die Barock-Trilogie, Teil 1, 1152 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe 13,- €

Goldmann TB 2010, 1145 Seiten, 9,95€, ISBN 978-3-442-54274-1

   

Neal Stephenson
Confusion


Gerade ist der zweite Teil der monumentalen Barock-Trilogie erschienen!
Eine Lese-Abenteuer sondergleichen. Klug, schwierig, prall, ordinär, belesen - großartig!

"Der Hafen von Algier im Jahr 1689. Jack Shaftoe, selbst ernannter König der Vagabunden und einst heroischer Befreier der einzigartigen Eliza aus einem türkischen Harem, ist als Galeerensklave gefangen. Doch Shaftoe ist nicht bereit, sich dem launischen Spiel des Schicksals zu fügen, und fasst einen verwegenen Fluchtplan. Das Unterfangen gelingt und bringt dem unerschrockenen Glücksritter neben der Freiheit auch das flüchtige Glück sagenhaften Reichtums ein – sowie Feinde ohne Zahl und eine wilde Abenteuerfahrt rund um den Globus.

Unterdessen führt Eliza, mittlerweile Gräfin de la Zeur, am prächtig-dekadenten Hof von Versailles ihren eigenen Feldzug. In den Künsten der Verführung, der Intrige und der Spionage ebenso bewandert wie in handfesten Finanzgeschäften, scheut sie kein Mittel, um ihr Leben und das ihres Sohnes zu schützen – sowie sich an dem Mann zu rächen, der sie um ein Haar ruiniert hätte.

Eine neue Zeit bricht an; doch nicht jeder ist den Herausforderungen des zerrissenen Europa am Vorabend der Moderne so gewachsen wie Eliza. Der Puritaner und Querdenker Daniel Waterhouse sucht sein Heil in der Flucht, den Verheißungen der Neuen Welt entgegen …
 
"Das aufwändigste literarische Projekt der Jahrtausendwende - und darüber hinaus." Publishers Weekly
 
"Wie sein Vorgänger ist 'Confusion' bis zum Bugspriet angefüllt mit Action, Gelehrsamkeit und wunderbaren Gags." The Independent

 
"Neal Stephensons 'Barock-Zyklus' trotzt jeder Kategorisierung, jedem Genrebegriff, jedem Versuch der Erklärung oder Zuordnung - er ist schlicht und ergreifend genial. Stephenson verfügt über eine einzigartige Gabe: Er kann komplexes Gedankengut veranschaulichen und unterhält die Leser dabei auch noch voller Humor, mit viel Herz und jeder Menge Spannung." Time
 
Manhattan Verlag 2006, Barock-Trilogie 2, 1024 Seiten, 29,95 €

   

Kirsty Gunn
Der Junge und das Meer


Es ist Sommer. Wir befinden uns an der Ostküste der USA. Ein kleiner Ort am Meer. Der
15jährige Ward verbringt hier mit seinen Eltern und seinen Freunden die Ferien. Sein Vater
ist eine Surfer –Legende, Wards Freunde verehren ihn, fragen ihn ständig um Rat. Ward aber
ist genervt von seinem allwissenden Vater. Sein Vater kann locker mit den Mädchen aus Wards Clique reden. Ward ist nicht so redegewandt und selbstsicher. Er kann das nicht. Er grübelt viel, aber er kann sich nicht so gut mitteilen.
Ward ist den ganzen Tag mit seinem besten Freund Alex und  einer ganzen Gruppe von Freunden am Meer. Sie surfen, und im Meer ist Ward dann ganz in seinem Element. Die Luft flimmert, tiefblau hängt der Himmel über dem heißen Sand. Nachmittags werden die Mädchen eine Party veranstalten. Ward mag besonders das neue Mädchen Alison.
Das Wetter ändert sich. Große Wellen werden hereinbrechen. Sein Vater wird mit seinem
Brett hinausgehen. Es wird dramatisch. Dieser Nachmittag wird alles verändern…
 
Ein schmales Buch, lyrisch knapp erzählt. Ein literarisches Juwel, das nun auch als Hörbuch erhältlich ist. Es liest der Schauspieler Hans-Peter Hallwachs, und er liest diesen Text auf eine unfassbar großartige Art und Weise.
 
140 Seiten, 15,- €. Als Hörbuch gelesen von Hans-Peter Hallwachs, 180 Minuten, 3 CDs,  19,95 €, beide erschienen im Mare Verlag

   

Phillipe Dubath
Zidane und ich

Briefe eines Fußballspielers an seine Frau

Das beste Buch über Fußball, oder genauer:
Das beste Buch über FußballSPIELEN.

Der Bericht eines Hobbyfußballspielers: Fußballspielen als sozialer Akt.
Fußballspielen als Rettung aus einer traumatischen Kindheit.

"Als ich in der Schule verjagt, verachtet, verlacht wurde, hatte ich anstelle einer Psychotherapie - und um vieles besser - das Vorrecht, ja, das Privileg, ohne Termin vorab und in aller Einfachheit eine ganz nahe, offene Welt zu betreten, die Welt des Fußballs, in der ich spüren konnte, dass ich existierte, ohne ein Urteil zu fürchten. Und eins habe ich dort bestätigt gefunden: Wenn ein Kind spürt, dass es existiert, unabhängig von dem, was es ist oder was es zu sein glaubt, dann kann es auch zeigen, was ihn im steckt....."

Bilgerverlag 2004, 79 Seiten, 12,50 €

   

John Le Carré
Der ewige Gärtner


John Le Carré ist immer noch der König der Krimi-Literatur. Niemand in der Krimi-Szene verfügt über so eine elegante Ausdrucksweise, niemand kann so dichte Szenen schreiben. Einzig James Ellroy, oder Dennis Lehane in seinem Buch "Mystic River", erreichen dieses Niveau.

Und definitiv niemand kann so grandiose Eröffnungsszenen schreiben wie John Le Carré.

"Der ewige Gärtner" spielt in Afrika. Es geht um die Machenschaften der Pharmakonzerne, es geht um einen Mann, der erst nach dem Tod seiner Frau aus seinem gepflegten Lebenswandel ausbricht, und sich auf den Weg macht auf die Suche nach den Mördern seiner Frau.

Es gibt Krimis, die schneller und flotter sind, es gibt Krimis, die spannender sind, aber es gibt kaum einen Krimi, der besser erzählt ist!

Ab 12. Januar nun auch in den Kinos: Regie führte der Brasilianer Fernando Meirelles, der mit seinem Film "City of God" vor drei Jahren für Furore sorgte. Dieses Aufeinandertreffen zweier absoluter Könner ist ein großes Versprechen. Wir sind gespannt.

List Taschenbuch, 557 Seiten, 9 €

   

Bill Moody

Auf der Suche nach Chet Baker

 

Bill Moody ist Jazz-Musiker. Er spielt Schlagzeug. Bill Moody ist Schriftsteller. Er schreibt Krimis. Krimis, bei denen  Jazzmusiker im Mittelpunkt stehen. Gerade ist im Unions-Verlag die Taschenbuchausgabe seines neuen Krimis über den Trompeter  Chet Baker erschienen.  

Chet Baker war Anfang der 50er Jahre als gerade mal 22jähriger ein Riesenstar. Er spielte mit allen damaligen Jazzgrößen. Berühmt wurde er mit seiner Version von „My funny Valentine“. Und Chet Baker sah auch noch ziemlich gut aus. Aber dann kamen die Probleme. Drogenabhängigkeit, Gefängnisaufenthalte, Entziehungskuren. Ende der 60er Jahre wurden  ihm bei einer Auseinandersetzung mit Drogendealern die Zähne ausgeschlagen. Für einen Trompeter eigentlich das Ende seiner Karriere. Chet Baker  bekam ein künstliches Gebiss und er  brachte sich das Trompetespielen neu bei. Und 1974 gab es ein  fulminantes Comeback.

 

Chet Baker hatte immer einen ganz besonderen Sound. Leicht, fast zerbrechlich, immer sehr melodisch. Seine Art Trompete zu spielen, ist immer sofort zu erkennen. Wissen sie übrigens, wo Chet Baker seinen  letzten Geburtstag gefeiert hat? Sie werden es nicht glauben, aber in Solingen. Dezember 1987. Auf der Unionstrasse, das Lokal hieß „Flamingo“. Es gibt Fotos von diesem Abend. Chet Baker  sah schlecht aus in seinen letzten Jahren. Ein alter Mann, seit Jahrzehnten drogenabhängig, mit einem ausgemergelten und zerfurchten Gesicht. Ein knappes halbes Jahr später war er tot. Im Amsterdam aus dem Fenster  gefallen. Oder aus dem Fenster gestoßen. Niemand weiß das.

Und über diesen Sturz aus einem Amsterdamer Hotelfenster hat Bill Moody nun dieses Buch geschrieben.

  

Bill Moody ist, wie erwähnt, selbst Jazzmusiker, und  eben auch Schriftsteller. Er hat sich die Figur eines Jazz-Pianisten ausgedacht, der immer wieder in Kriminalfälle verwickelt wird. Drei dieser Fälle  liegen in deutscher Übersetzung im Unionsverlag vor. Für richtige Krimiliebhaber sind die Fälle vielleicht etwas zu langsam, aber der Reiz liegt auch eher woanders. Es sind Musiker-Romane. Erzählt wird  von Menschen, die auf der Bühne stehen, und von dort uns Zuhörer wahrnehmen. Und das allein ist schon ziemlich interessant und spannend.

 

Auch Bill Moody kann in seinem Buch  kein Licht in diesen mysteriösen Todesfall bringen. Chet Baker fuhr mir viel Bargeld nach Amsterdam, um zwischen zwei Auftritten in Deutschland Drogen zu besorgen. Und dann liegt er tot in einer Gasse in Amsterdam, gefallen oder gestoßen aus seinem Hotelfenster. Aber Moody hat einen feinen Krimi um diesen seltsamen Todesfall herum geschrieben. Ein Buch für Freunde gediegener Krimis, für Pianisten, für Musiker überhaupt, und für Jazzliebhaber sowieso.

 

Taschenbuch im Unions-Verlag, 9,90 €

   

Ian McEwan

Abbitte

 

„Abbitte“ spielt zum großen Teil an einem heißen Sommertag in einem Landhaus in England im Jahre 1935. Im Mittelpunkt steht ein 13jähriges Mädchen. Aufgeweckt, frühreif, und versehen mit einer lebhaften Phantasie.

 

Am Nachmittag geschieht in den Parkanlagen ein Verbrechen,  abends findet im Landhaus eine Tischgesellschaft statt. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Das 13jährige Mädchen beobachtet, wie sich ihre ältere Schwester mit ihrem Liebhaber trifft. Sie beobachtet, aber sie missversteht die Situation. Ihre Phantasie geht mit ihr durch. Sie stürzt mehrere Menschen ins Verderben, allein dadurch, dass sie erzählt, was sie zu sehen geglaubt hat.

 

Besonders die erste Hälfte des Buches, die Beschreibung dieses Sommertages im Jahre 1935 in England, sind atmosphärisch so dicht, dass man nur beeindruckt sein kann. Zu lesen, wie dieses kleine Mädchen mit ihrer dummen Phantasie Menschenleben zerstört, ist eine besonders eindringliche Lektüre.

 

Verantwortlich für all das ist der englische Schriftsteller Ian McEwan, dem mit seinem Roman „Abbitte“ ein ganz großer Wurf gelungen ist.

 

Bei Diogenes im Taschenbuch für 12,90 €

   

Jonathan Safranfoer

Alles ist erleuchtet

 

Ein junger Amerikaner reist in die Ukraine. Er sucht die Frau, die seinen Großvater vor den Nazis gerettet hat. Begleitet wird er von dem jungen Ukrainer Alex, der als Dolmetscher dient. Alex kann zwar Englisch, aber nicht so richtig. Und folglich kann er in der deutschen Ausgabe des Romans zwar Deutsch, aber halt nicht so richtig.

 

Und Alex ist der Erzähler dieser Reise. Gleichzeitig liest man die Briefe von Alex, die dieser nach der Reise, an den jungen Amerikaner schreibt, und so erfährt man auch, dass der Erzähler der Reise, diese Reise nicht immer so ganz wahrheitsgemäß erzählt hat.

 

Und im dritten Erzählstrang wird die Geschichte eines jüdischen Dorfes in der Ukraine erzählt.

 

Dieses Buch ist sehr komisch. Und es ist sehr traurig. Wer eine ungewöhnliche Geschichte lesen möchte, die nicht immer leicht zu lesen ist, in der viel Sprachwitz und Komik steckt, der ist hier aufs  Beste aufgehoben.

 

Fischer Taschenbuch, 9,90 €

   

Christopher Moore
Flossen weg!


"Seit Jahren versucht der Meeresbiologe Nate Qinn zu ergründen, warum Buckelwale singen. Endlich scheint er kurz vor der Auflösung des Rätsels zu stehen, als plötzlich seltsame Dinge geschehen. Eine riesige Schwanzflosse taucht aus dem Meer auf mit der deutlichen Aufschrift: Flossen weg! Und derselbe Wal versucht mehrmals über das Telefon bei Nate ein Pastrami-Sandwich zu bestellen. Nate glaubt seinen Verstand zu verlieren, bis er der Bitte nachkommt und in die wundersame Welt der Wale hinabtaucht...." Soweit der Klappentext.

Wenn man es kurz auf den Punkt bringen möchte, ist "Flossen weg" die schräge, durchgedrehte, lässige Variante von Frank Schätzings Roman "Der Schwarm".

Und bei  einem Buch, das mit dem Satz "Amy nannte den Wal 'Pummelchen' anfängt, weiß man doch sofort, dass man sich auf einen großen Lesespaß einzurichten hat.


Goldmann Verlag, 9,95 €

   

Jonathan Lethem

Motherless Brooklyn

 

Vier Waisenjungen bilden eine Art Gang bilden, die für einen Klein-Ganoven Aufträge ausführen. Im Mittelpunkt steht Lionel Essrog, ein Junge, der unter dem „Tourette Syndrom“ leidet: ein Zwang, unkontrolliert Unsinn zu reden, Sprache zu verdrehen, jede erreichbare Oberfläche zu berühren, umher liegende Gegenstände zu zählen und neu zu ordnen.

 

Die Story selbst  ist nicht so entscheidend. Ein Mord. Die üblichen Verwicklungen. Alles etwas kompliziert. Man kennt das halt. Was man nicht kennt, ist ein Held,  der in den unmöglichsten Situationen losbrüllt, weil er seine Worte nicht zurückhalten kann.

 

Er versucht den Mord an seinem Chef aufzuklären, der ihn vor vielen Jahren aus seinem trostlosen Waisenhaus-Leben befreit hat. Ein verwickelter Krimi, mit einem Helden, der nicht still sein kann. Ein Krimi voller Sprachspielereien und  ordinärer Sprachverdrehungen, klasse übersetzt von Michael Zöllner.

 

Tropen Verlag, gebunden, 19,80 €

Goldmann Verlag, Taschenbuchausgabe  8,90 €

   

Yann Martel

Schiffbruch mit Tiger

 

Held der Geschichte ist ein 16jähriger indischer Junge mit Namen Pi. Sein Vater besitzt einen Zoo, und der Leser erfährt zu Beginn eine ganze Menge Zoogeschichten. Pi ist ein aufgeweckter Junge, der sich besonders für die verschiedenen Religionen interessiert. Jeder erwartet von ihm, dass er sich für eine Religion entscheidet. Er kann das überhaupt nicht verstehen.

 

Dann beschließt sein Vater mit der Familie nach Kanada auszuwandern. Die meisten Tiere werden verkauft. Einige der Tiere aber begleiten die Familie auf ihrer Schiffsreise. Der Frachter sinkt. Nur Pi überlebt den Schiffbruch in einem Rettungsboot, und treibt nun im pazifischen Ozean. Mit an Bord befindet sich ein bengalischer Tiger:„Schiffbruch mit Tiger“.

 

Wer möchte nun nicht erfahren, wie ein Junge in einem Rettungsboot mitten im Ozean monatelang überlebt, und wer ist nicht neugierig geworden, wie Pi dieses überhaupt gelingen kann mit einem Tiger an Bord, der ständig Hunger hat.

Welche Rolle übrigens Bananenknochen in diesem Roman spielen, sei hier nicht verraten. Genausowenig die Antwort auf die Frage, ob der bengalische Tiger mit Namen Richard Parker die Monate im Rettungsboot ebenfalls überlebt.

„Schiffbruch mit Tiger“ ist eine ungewöhnliche Abenteuergeschichte, die man so schnell nicht vergessen wird.Eine Geschichte, in der es von Tieren nur so wimmelt: Dem Leser begegnen Faultiere, Haie, Schildkröten, Zebras, Erdmännchen und  eine seltsame, schwimmende Insel.

Pi fragt zum Schluß: „Welches ist die bessere Geschichte, die mit den Tieren oder die ohne Tiere?“, und für den Leser kann es nur eine Antwort geben!

Yann Martel bekam für sein Buch im Jahr 2002 den „Booker Prize“: die höchste Auszeichnung für einen Roman im angelsächsischen Sprachraum. Vergnüglicher und leichter las sich in den letzten Jahren sicherlich keiner der dort preisgekrönten Romane.

  

Fischer Taschenbuch 9,90 €

 

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