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Anna McPartlin
Die letzten Tage von Rabbit Hayes
"Es geht um Liebe, Freunde, und Familie, untrennbare Bande, Freude, Lachen,
schöne Erinnerungen, Hoffnung, Vergebung, Stärke, Mut, Loslassen und
Abschiednehmen."
Stell dir vor, du hast nur noch neun Tage. Neun Tage, um über die Flüche
deiner Mutter zu lachen. Um die Hand deines Vaters zu halten (wenn er dich
lässt). Und deiner Schwester durch ihr Familienchaos zu helfen. Um deinem
Bruder den Weg zurück in die Familie zu bahnen. Nur neun Tage, um Abschied
zu nehmen von deiner Tochter, die noch nicht weiß, dass du nun gehen wirst
...
Die Geschichte von Rabbit Hayes: ungeheuer traurig. Ungeheuer tröstlich.
Rowohlt TB 2015, 464 Seiten, 12 €, 978-3-499-26922-6
Belletristik-Tipp von Réjane Plog
: Ich konnte
mich von dieser herrlich chaotischen Familie einfach nicht losreißen -
Termine mussten verschoben und Tränen aus dem Gesicht gewischt werden.
Leseprobe und Interview |
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Ian
McEwan
Kindeswohl
Familienrecht ist das Spezialgebiet der Richterin Fiona Maye am High Court
in London: Scheidungen, Sorgerecht, Fragen des Kindeswohls. In ihrer eigenen
Ehe ist sie seit über dreißig Jahren glücklich. Da unterbreitet ihr Mann ihr
einen schockierenden Vorschlag. Und zugleich wird ihr ein dringlicher
Gerichtsfall vorgelegt, in dem es um den Widerstreit zwischen Religion und
Medizin und um Leben und Tod eines 17-jährigen Jungen geht.
Diogenes Verlag 2015, 224 Seiten, 21,90 €, 978-3-257-06916-7
Belletristik-Tipp von Ingo Klaus
: Nicht sehr
umfangreicher Roman von McEwan, der erstaunlich schlechte Presse bekommt. Es
sei ein schwächeres Buch von McEwan. Wobei zu bedenken ist, dass ein
schwächerer Roman von ihm immer noch besser als vieles, was sonst so
erscheint. Interessanterweise hätte die Romankonstruktion auch einen
wesentlich umfangreicheren Roman getragen. McEwan erzählt vieles gar nicht
oder extrem beiläufig, um dann wieder einzelne Szene sehr detailreich zu
erzählen. Für mich ist “Kindeswohl” ein bewegender Roman eines großen
Schriftstellers. |
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Dörte Hansen
Altes Land
Zwei Frauen, ein altes Haus und eine Art von Familie
Das "Polackenkind" ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin
sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt
sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht
davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der
Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet,
wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen
tragen - und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander
fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.
Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei
Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine
Familie.
Knaus Verlag 2015, 288 Seiten, 19,99 €, 978-3-8135-0647-1
Belletristik-Tipp von Penelope Karachristos
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Maria Semple
Wo steckst du, Bernadette?
Bernadette Fox ist chaotisch, überfordert - und ungeheuer liebenswert. Ihr
Ehemann Elgie, der neue Hoffnungsträger bei Microsoft, mag ihren Witz. Und
ihre verrückten Ideen. Irgendwie auch ihre Unsicherheit, wenn sie mal wieder
von quälenden Ängsten heimgesucht wird. Die anderen Mütter, allesamt perfekt
organisiert, halten Bernadette allerdings für eine Nervensäge.
Verantwortungslos. Schließlich beschäftigt sie online eine indische
Assistentin, die den Alltag für sie regelt. Zum Stundensatz von 0,75 Dollar
reserviert Manjula den Tisch im Restaurant, erledigt mal eben die
Bankgeschäfte und bucht den Familienurlaub in die Antarktis. Und für ihre
15jährige Tochter Bee, die kleine Streberin, ist Bernadette, na ja, eine
Mutter. Bee kennt ja keine andere. Doch irgendwann beschließt Bernadette
auszubrechen. Ihr wird das alles zu viel. Und auf einmal ist sie
verschwunden ...
BTB 2015, 384 Seiten, 9,99 € 978-3-442-74851-8
Belletristik-Tipp von Penelope Karachristos
: Sie werden
Bernadette lieben, doch ohne ihre “perfekte” Nachbarin Audrey
wäre alles nur halb so lustig. Ein großartiges Buch! |
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Katja Petrowskaja
Vielleicht Esther
Statt ihren gewaltigen Stoff episch auszubreiten, schreibt die Autorin
von ihren Reisen zu den Schauplätzen, reflektiert über ein zersplittertes,
traumatisiertes Jahrhundert und rückt Figuren ins Bild, deren Gesichter
nicht mehr erkennbar sind. Ungläubigkeit, Skrupel und ein Sinn für Komik
wirken in jedem Satz dieses eindringlichen Buches:
Hieß sie wirklich Esther, die Großmutter des Vaters, die 1941 im besetzten
Kiew allein in der Wohnung der geflohenen Familie zurückblieb? Die
jiddischen Worte, die sie vertrauensvoll an die deutschen Soldaten auf der
Straße richtete – wer hat sie gehört? Und als die Soldaten die Babuschka
erschossen, »mit nachlässiger Routine« – wer hat am Fenster gestanden und
zugeschaut?
Die unabgeschlossene Familiengeschichte, die Katja Petrowskaja in kurzen
Kapiteln erzählt, hätte ein tragischer Epochenroman werden können: der
Student Judas Stern, ein Großonkel, verübte 1932 ein Attentat auf den
deutschen Botschaftsrat in Moskau. Sterns Bruder, ein Revolutionär aus
Odessa, gab sich den Untergrundnamen Petrowski. Ein Urgroßvater gründete in
Warschau ein Waisenhaus für taubstumme jüdische Kinder.
Wenn aber schon der Name nicht mehr gewiß ist, was kann man dann überhaupt
wissen?
Suhrkamp Verlag 2014, 285 Seiten, 19,95 €, 978-3-518-42404-9 |
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Nina George
Das Lavendelzimmer
Ein Buch über die Liebe. Die Liebe zu Büchern, die Liebe zum Leben und die
Liebe überhaupt.
Ein Buch über Männer, Frauen, Flüsse, Katzen, Tango und gutes Essen.
Ein Buch für jeden, der Literatur liebt.
Er weiß genau, welches Buch welche Krankheit der Seele lindert: Auf seinem
Bücherschiff, der "literarischen Apotheke", verkauft der Pariser Buchhändler
Jean Perdu Romane wie Medizin fürs Leben. Nur sich selbst weiß er nicht zu
heilen, seit jener Nacht vor 21 Jahren, als die schöne Provenzalin Manon
ging, während er schlief. Sie ließ nichts zurück außer einem Brief den Perdu
nie zu lesen wagte. Bis zu diesem Sommer. Dem Sommer, der alles verändert
und Monsieur Perdu aus der kleinen Rue Montagnard auf eine Reise in die
Erinnerung führt, in das Herz der Provence und zurück ins Leben.
Knaur 2013, 384 Seiten, 14,99 €, ISBN 978-3-426-65268-8
Lese-Tipp von Réjane Plog
: Ich konnte
dieses Buch einfach nicht aus der Hand legen. Ich wollte Jean Perdu und
seine Freunde nicht im Stich lassen und sie zwingen zu verharren. Ich wollte
weiter mit Ihnen über die Flüsse und Kanäle Frankreichs reisen. |
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Pablo
Tusset
Oxford 7
Es sind die späten Achtziger, allerdings die des 21. Jahrhunderts. Die
Menschen haben ihren Lebensraum auf das Universum ausgedehnt, interplanetare
Firmen wie Coca-Cola und Apple bestimmen als Sponsoren den Lehrplan der
Universitäten, und Krankenkassen wachen minutiös über den individuellen
Kalorien-, Fett- und Alkoholverbrauch. In der Space-Universität Oxford 7
sieht man durch die künstliche Atmosphäre Earth, Moon und Sun, das
Vogelgezwitscher wird pünktlich zum Wechsel der Tages- und Nachtseite
angestellt, und die Schwerkraft liegt unverändert bei eins Komma eins, etwas
schwerer als auf der Erde. Nur eines bringt die eingespielten Abläufe aus
dem Takt: die Studentenproteste. Ständige Kontrolle, keine Prä-Computermusik
auf dem Zimmer, keine Kerzen, keine Partys: Der Wunsch nach mehr Freiheit
und weniger Sicherheit ist bei den Studenten erwacht. Dekanin Emily Deckart,
bekannt für ihre Unnachgiebigkeit und ihre spitzen Absätze, klappert den
Gang entlang zur Krisenkonferenz, bereit, den Aufstand niederzuschlagen. Zur
gleichen Zeit finden sich die Studenten Mam zelle, BB und Marcuse bei ihrem
alten Professor Palaiopoulous ein. Sie haben einen Plan, wie sie Deckart
endgültig loswerden können. Mit Hilfe des Draufgängers Rick, der sie in
seinem alten Shuttle und dank einiger Tricks durch die Sicherheitsschleusen
bringt, fliegen sie zur Erde. Ihr Ziel: Barcelona. Sie wollen einen
berüchtigten Systemgegner finden, der in ihrem Plan die Schlüsselrolle
spielt. Doch dieser Franz von Assisi ist gefährlicher, als sie dachten
...Pablo Tussets neuer Roman ist ein spannendes und unterhaltsames
Science-Fiction-Abenteuer, das uns mit großem Humor eine futuristische Welt
mit all ihren absurden Details vor Augen führt: eine wohlmeinende wie totale
Überwachungsgesellschaft, die so weit gar nicht mehr entfernt scheint. Und
der Autor wirbelt den Leser so durch die Geschichte, dass dieser sich fragen
muss: Wer ist denn nun der Bösewicht?
Frankfurter Verlagsanstalt 2013, 285 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-627-00191-9
Lesetipp von Mathias Herr
:1984 und
Brave New World dienen hier ganz klar als Vorlage, aber auch eine Anspielung
auf den Klassiker Casablanca darf nicht fehlen. Der Ausblick auf eine
mögliche Zukunft scheint wie bei den Vorgängern nicht unrealistisch.
Überwachung? PRISM? |
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Guillaume
Musso
Nachricht von dir
Als Madeline und Jonathan am Flughafen zusammenstoßen, denken sie nicht im
Traum an ein Wiedersehen. Doch zuhause angekommen stellen sie fest, dass sie
ihre Handys vertauscht haben. Sie beginnen, das Telefon des anderen zu
durchstöbern...
Was anfängt wie eine klassische Liebesgeschichte, entwickelt sich weiter zu
einem Krimi und wieder zurück zur Liebesgeschichte.
Piper 2013, 480 Seiten, 9,99 €, ISBN 978-3-492-30294-4
Lese-Tipp von Réjane Plog
: Ich bin sehr
schnell in die Geschichte eingetaucht und wurde im Verlauf des Buches
mehrmals überrascht. Es kommt alles anders als erwartet. Mehr als ein Roman
und doch kein Krimi. Tolle Mischung! |
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Joanne K. Rowling
Ein plötzlicher Todesfall
Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die
Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische
Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein
verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein
trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg
zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen
und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im
Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den
die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen einer
Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter
Offenbarungen steckt? J.K. Rowlings erster Roman für Erwachsene ist
aufwühlend, berührend und spannend. Ein großer Roman über eine kleine Stadt
von einer der besten Erzählerinnen der Welt.
Carlsen 2012, 574 Seiten, 24,90 €, ISBN 978-3-551-58888-3
Lese Tipp von Mathias Herr
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Jose Saramago
Die Reise des Elefanten
Salomon ist als Besitz von Johann III. von Portugal nur noch gelitten. Das
exotische Tier aus den fernen Kolonien fristet ein trostloses Dasein, bis
die Königin auf die Idee kommt, ihn ihrem Vetter dem Großherzog Maximilian
aus Wien zum Geschenk zu machen. Mit einem großen Tross wird Salomon samt
seinem Mahut auf eine abenteuerliche Reise geschickt, an deren Ende die
eindrucksvolle Überquerung der Alpen steht. Unterwegs lernt man nicht nur
die Eigenheiten und Vorlieben des Elefanten kennen, sondern auch die der
Menschen und der Gesellschaft um ihn herum. Und meistens ist es der indische
Mahut, der, Narr und Weiser zugleich, seine Zeitgenossen auf mehr oder
weniger charmante Weise demaskiert. Sprachgewaltig und stets mit einem
schelmischen Augenzwinkern verknüpft Saramago in seinem Roman Realität und
Fiktion. Nach einer wahren Geschichte
btb 2012, 250 Seiten, 9,99 €, ISBN 978-3-442-74287-5
Lese Tipp von Penelope Karachristos
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Roy Jacobsen
Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte
Alles ändert sich im Leben des zehnjährigen Finn, als plötzlich seine kleine
Halbschwester Linda mutterseelenallein vor der Tür steht mit einem
himmelblauen Koffer und jeder Menge emotionalem Sprengstoff.
Es ist das Jahr 1961 das Jahr, in dem John F. Kennedy Präsident wird,
Gagarin in den Weltraum fliegt und der Bau der Berliner Mauer beginnt. Finn
wächst in einer schmucklosen Vorstadt von Oslo auf, das Leben ist einfach
und sozialdemokratisch. Er ist ein schmächtiger Junge, aber vielleicht der
Klügste seiner Klasse. Wacker schlägt er sich mit seiner Mutter durch den
Alltag, seit der Vater gestorben ist. Bis eines Tages die kleine Linda
Einzug hält: Die Sechsjährige wirkt merkwürdig, pummelig ist sie, abwesend
und schweigsam. Auch die Mutter, der einstige Fels in der Brandung, ist
anders als sonst. Für Finn beginnt ein Sommer, den er nie vergessen wird.
Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte ist ein Familienroman
voller Wärme und Magie und eine ergreifende Geschichte über die große Macht
des Kleinen.
Insel Verlag 2012, 293 Seiten, 8,99 €, ISBN 978-3-458-35827-5
Lese Tipp von Penelope Karachristos
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John Green
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
"Krebsbücher sind doof", sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat.
Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit
Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den
intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der
geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher,
hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander - trotz ihrer
Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam
fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor
von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und
zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod.
Hanser 2012, 285 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-446-24009-4
Lesetipp von Penelope Karachristos
, Ingo Klaus
und Réjane Plog
: ”Für mich bis
jetzt das Buch des Jahres: Intelligent, witzig, traurig und sehr berührend.”
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Beth Hoffman
Die Frauen von Savannah
Für alle Fans von Die Bienenhüterin und Gute Geister gibt es jetzt Die
Frauen von Savannah!
CeeCee Honeycutt hat es nicht leicht: Ihr Vater verbringt als
Handlungsreisender seine Zeit überall, nur nicht zu Hause. Ihre Mutter lebt
in ihrer Vergangenheit, in der sie Zwiebelkönigin in den Südstaaten ist. Als
diese eines Tages in Ballkleid und ihren geliebten roten Pumps vor einen
Eiswagen tänzelt und stirbt, wird CeeCee von ihrer Großtante Tallulah
"gerettet".
Tante Tootie bringt sie in ihr wunderschönes Haus in Savannah, Georgia.
Langsam begreift CeeCee, warum es ihre Mutter immer zurück in die Südstaaten
zog. Sie wird von einer Wolke bezaubernder Frauen umsorgt. Allen voran Tante
Tootie, deren resolute Köchin Oletta und die herrlich schräge Nachbarin.
Egal ob weiß oder schwarz, die zwölfjährige CeeCee erobert die Herzen der
Frauen von Savannah im Sturm.
Kiepenheuer & Witsch 2011, 368 Seiten, Gebunden, 16,95 €, ISBN
978-3-462-04286-3, OT: Saving CeeCee Honeycutt
Lese-Tipp von Réjane
& Anne-Dore
Plog: Ein rührender, witziger und einfach wunderschöner Roman über Frauen,
Freundschaft und alte Häuser. |
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Jonas Jonasson
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster
stieg und verschwand
Eine Geschichte über einen Weltreisenden, unterschiedlichste Charaktere,
eine Elefantendame, Stalin und auch die Atombombe.
Allan Karlsson wird hundert und statt in seinem Altenheim mit unfreundlichem
Personal und dem Stadtrat seinen Geburtstag zu feiern steigt er aus seinem
Fenster im Erdgeschoss und verschwindet mit dem ersten Bus der die Stadt
verlässt. Da er unterwegs noch einen Koffer mit Drogengeld mitgehen lässt
und auch die Lokalzeitung über sein Jubiläum berichten wollte verfolgen ihn
nun eine kriminelle Vereinigung, die Presse und die Polizei. Zum Glück
trifft er unterwegs auf einige Menschen und eine Elefantendame, die sich ihm
kurzerhand anschließen. Los geht ein herrliches "Roadmovie" durch Schweden.
Parallel wird erzählt wie Allan, ein durch und durch unpolitischer Mensch
mit nur 3 Jahren Schulbildung, die ganze Welt bereist und große historische
Ereignisse und Personen entscheidend beeinflusst.
Carl´s Books 2011, 412 Seiten, 14,99 €, ISBN 978-3-570-58501-6
Lese-Tipp von Réjane Plog
:
Unkonventionell, witzig und herzerwärmend!!! Ich habe es im Urlaub an einem
Tag durchgelesen. |
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Milena Michiko Flasar
Ich nannte ihn Krawatte
Ist es Zufall oder eine Entscheidung? Auf einer Parkbank begegnen sich zwei
Menschen. Der eine alt, der andere jung, zwei aus dem Rahmen Gefallene. Nach
und nach erzählen sie einander ihr Leben und setzen behutsam wieder einen
Fuß auf die Erde.
Nur wenige sorgfältig gewählte Worte benötigt Milena Michiko Flasar, um ihre
Figuren zum Leben zu erwecken, nur wenige Szenen, um ganze Schicksale zu
erzählen. Ein junger Mann verlässt sein Zimmer, in dem er offenbar lange
Zeit eingeschlossen war, tastet sich durch eine fremde Welt. Eine Bank im
Park wird ihm Zuflucht und Behausung, dort öffnet er die Augen, beginnt zu
sprechen und teilt mit einem wildfremden Menschen seine Erinnerungen. Der
andere ist viele Jahre älter, ein im Büro angestellter Salaryman wie
Tausende. Er erzählt seinerseits, über Tage und Wochen hinweg, Szenen eines
Lebens voller Furcht und Ohnmacht, Hoffnung und Glück. Beide sind
Außenseiter, die dem Leistungsdruck nicht standhalten, die allein in der
Verweigerung aktiv werden.
Aus der Erfahrung, dass Zuneigung in Nahrung verpackt, Trauer im Lachen
verborgen werden kann und Freundschaften möglich sind, stärken sie sich für
einen endgültigen Abschied und einen Anfang. Milena Michiko Flasar macht
eine Parkbank zur Bühne, zu einem huis clos unter freiem Himmel. Die Bank
befindet sich in Japan und könnte doch ebenso gut anderswo in der westlichen
Welt stehen. Dieser Roman stellt der Angst vor allem, was aus der Norm
fällt, die Möglichkeit von Nähe entgegen - sowie die anarchische Kraft der
Verweigerung
Wagenbach 2012, 139 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-8031-3241-3
Lesetipp von Mathias Herr
:
Hier sollte stehen warum ich dieses Buch für besonders empfehlenswert halte,
aber ich kann es Ihnen gar nicht genau sagen. Einfach gut. |
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Carsten Stroud
Niceville
Niceville. Eine Kleinstadt im Süden der USA, idyllisch, altmodisch und noch
immer fest in den Händen der Gründerfamilien. Hier lässt es sich leben. Aber
irgendetwas läuft schief in Niceville. An einem Sommertag verschwindet der
kleine Rainey Teague. Zehn Tage später wird er gefunden – in einer alten
Gruft. Er liegt im Koma. Nick Kavanaugh, der Ermittler, steht vor einem
Rätsel. Niceville findet keine Ruhe mehr. Merle Zane und Charlie Danziger
überfallen eine Bank und machen sich mit zweieinhalb Millionen Dollar aus
dem Staub. Nach einer Meinungsverschiedenheit knallen sie sich gegenseitig
ab. Beide überleben schwer verletzt. Niceville wird zu einem Ort ohne Gnade.
Während eines infernalischen Wochenendes überschlagen sich die Ereignisse.
Liegt ein Fluch über Niceville? Geht er aus von einem mit schwarzem Wasser
gefüllten Loch auf dem Felsen über der Stadt? Man sagt, etwas lebt darin.
Doch was? Niceville liest sich wie die perfekte Vorlage für eine neue
Kultserie: schweißtreibend wie ein Roman von Stephen King oder Lee Child,
meisterlich wie einer von Cormac McCarthy, mysteriös wie Twin Peaks und
Lost, abgefahren wie ein Film von den Coen-Brüdern und abgebrüht wie einer
von Quentin Tarantino.
DuMont Buchverlag 2012, 512 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3-8321-9646-2
Lesetipp von Simon Fortenbacher
und Ingo Klaus
: Ich mag
eigentlich keine Horror-Romane. Niceville beginnt wie ein Krimi, und
Niceville beginnt furios. Wenn man merkt, dass sich der Roman in Richtung
Horror bewegt, ist der Leser schon hoffnungslos in der Geschichte gefangen.
Komplexe Erzählstränge, gute Sprache: Große Klasse! (Ingo Klaus) |
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Ursula Poznanski
Saeculum
Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt,
leben wie im Mittelalter ohne Strom, ohne Handy, normalerweise wäre das
nichts für Bastian. Dass er dennoch mitmacht bei dieser Reise in die
Vergangenheit, liegt einzig und allein an Sandra.
Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt
ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem
das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein.
Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn
aus dem harmlosen Live-Rollenspiel wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf
gegen die Zeit.
Liegt tatsächlich ein Fluch auf dem Wald?
Loewe 2011, 496 Seiten, 14,95 €, ISBN 978-3-7855-7028-9 |
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Simon Urban
Plan D
Ostberlin 2011: Die Wiedervereinigung hat es nie gegeben, Egon Krenz ist
seit 22 Jahren an der Macht und die DDR nahezu pleite. Die Hauptstadt: ein
maroder Moloch, verpestet und verdreckt von Millionen Ölmotoren des
Trabant-Nachfolgers Phobos. Die letzte Chance für den Sozialismus:
Wirtschaftsverhandlungen mit der BRD und ihrem Bundeskanzler Oskar
Lafontaine.
Doch dann wird ein ehemaliger Berater von Krenz ermordet aufgefunden - und
alles weist darauf hin, dass die Täter aus den Reihen der Stasi kommen. Als
auch noch der SPIEGEL über diesen Fall berichtet, ist klar: Wird die
Unschuld der Stasi nicht bewiesen, ist die DDR endgültig erledigt.
Im grauen, zerfallenden Ostberlin suchen Martin Wegener von der Volkspolizei
und sein westdeutscher Kollege Richard Brendel nach den Mördern - und finden
heraus, warum die Entwicklung der DDR so katastrophal verlaufen musste.
Schöffling 2011, 550 Seiten, 24,95 €, ISBN 978-3-89561-195-7 |
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John Niven
Gott Bewahre
Hochmoralisch und explizit zugleich. "Da kommt Gott, tut so, als wärt ihr
beschäftigt." Denn Gott ist stinksauer. Nachdem Er sich im Himmel eine
einwöchige Auszeit für einen Angelurlaub gegönnt hat, kehrt Er nach etwa
vierhundertfünfzig Jahren (ein Tag im Himmel entspricht siebenundfünfzig
Erdenjahren) wieder zurück an Seinen Schreibtisch und muss mit ansehen, wie
die Erde in der Zwischenzeit den Bach runter gegangen ist. Umweltsünden,
Kriege, moralischer Verfall, kirchliche Hassprediger, skrupellose
Kommerzialisierung die Menschen sind auf dem besten Weg, sich selbst zu
zerstören. Und so bleibt Gott nichts anderes übrig, als Seinen Sohn Jesus
Christus, dem es im Himmel blendend geht und der mit Jimi Hendrix Gitarre
spielt und Joints raucht, wieder auf die Erde zu schicken, um Gutes zu tun
und das einzig wahre Gebot SEID LIEB zu predigen. Widerwillig landet Jesus
in New York und versucht, zunächst erfolglos, als Sänger und Gitarrist in
einer Rockband Gehör zu finden. Derweil schart er seine ersten Jünger um
sich: Drogenabhängige, Gescheiterte, Obdachlose, denen er zu helfen
versucht. Als seine Mission, die Massen zu erreichen, zu scheitern droht,
greift er zum letzten Mittel: Er nimmt an einer Castingshow teil. Damit
beginnt eine denkwürdige Odyssee quer durch Amerika.
Heyne 2011, 400 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3-453-67597-1
Lesetipp von Ingo Klaus
, Réjane Plog
und Mathias
Herr
:
humorvoll, kritisch, weise. Seid lieb! |
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Louis Bayard
Die Geheimnisse des schwarzen Turms
"Vidocq!" Der Name bringt die Pariser Unterwelt des Jahres 1818 zum
Erzittern. Denn der Chef der Geheimpolizei hat die berüchtigtsten Verbrecher
des Landes hinter Schloss und Riegel gebracht. Nun ist er einem Fall auf der
Spur, bei dem das Schicksal ganz Frankreichs auf dem Spiel steht.
Paris 1818: Die Rufe nach Revolution sind längst verklungen, Napoleon
endgültig vertrieben und die Bourbonen wieder an der Macht. Doch die neue,
noch fragile Ordnung wird bedroht: Louis-Charles, Sohn Marie Antoinettes und
Ludwigs XVI., scheint wieder unter den Lebenden zu weilen. Dabei gilt der
einstige Kronprinz, der die letzten Monate seines jungen Lebens in einem
schwarzen Turm gefangen gehalten wurde, schon seit Jahren als tot. François
Vidocq, Chef der Geheimpolizei und Schrecken der Pariser Unterwelt, folgt
den Gerüchten durch die dunklen Gassen des Quartier Latin und die
verwahrlosten Salons des alten Adels. Dabei trifft er auf den verwirrten
Charles Rappskeller. Und tatsächlich spricht einiges dafür, dass der junge
Mann der verschollene Königssohn ist. Während Vidocq versucht
herauszufinden, was damals im schwarzen Turm wirklich geschehen ist, setzt
ein gewisser "Monsieur" alles daran, Charles Rappskeller wieder verschwinden
zu lassen.
Insel 2011, 412 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-458-17497-4
Lesetipp von Mathias Herr
:
Erleben Sie das historische Paris des 19. Jahrhunderts und genießen Sie eine
spannende Geschichte. |
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Annette Hohberg
Alles was bleibt
Seit 17 Jahren sind Leo und Gesine ein Paar. Eine Ehe wie aus dem
Bilderbuch, so scheint es. Bis Leo eines Tages den schicksalhaften Satz
sagt, der ihr gemeinsames Leben aus den Angeln hebt: "Mir ist da was
passiert." Der 50-jährige hat sich in eine jüngere Frau verliebt, Gesine
steht vor den Scherben ihrer Ehe und tut das, was sie immer zusammen mit ihm
gemacht hat: Sie kocht. Denn Kochen und gutes Essen sind fast so etwas wie
die Essenz ihrer Beziehung gewesen. Sie reist in das gemeinsame Haus in der
Normandie, im Gepäck 17 Fotos, die die Geschichte ihrer Liebe erzählen und
ganz allmählich auch die Brüche aufzeigen, die sie zu lange nicht sehen
wollte.
In Frankreich trifft Gesine eine beinahe tragische Entscheidung.
Knaur 2011, 339 Seiten, 14,99€, ISBN 978-3-426-65227-5
Lesetipp von Antje Kaus
: dieses
äußerst gelungene Erstlingswerk wird ergänzt durch wunderbare Rezepte- ein
doppelter Genuss! |
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Richard Price
Clockers
Clockers
das sind schwarze Dealer, die weiße Klientel 24 Stunden am Tag, 7 Tage die
Woche beliefern. Hier im Slum, wo die Welt rau ist, steht die Polizei
aggressiv daneben, die Stadt resigniert. Bis sich die Spannung wieder in
einer Explosion entlädt.
Richard Price hat dieses Szenarium in seinem
grandiosen Meisterwerk "Clockers"
umgesetzt. Es entstand ein handlungsgetriebener und vor Spannung berstender
Großstadtroman, den Spike Lee mit Harvey Keitel verfilmt hat und der den
Grundriss für die gefeierte Fernsehserie "The Wire" schuf.
S.Fischer 2011, 816
Seiten, 22,95 €,
ISBN 978-3-10-060828-4
Lesetipp von Mathias Herr
:
Erleben Sie Charaktere mit echtem Tiefgang, ein großartiger Roman!
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Susan Abulhawa
Während die Welt schlief
Seit Generationen leben die Abulhijas als Olivenbauern in dem idyllischen
Dorf Ein Hod. Ihr Leben ist friedlich - bis 1948 die Zionisten den Staat
Israel ausrufen und sich alles verändert. Die Dorfbewohner werden mit
Waffengewalt aus ihren Häusern vertrieben, müssen ihr Land, ihren Besitz und
ihr Zuhause zurücklassen. Amal, geboren im Flüchtlingslager in Jenin, lernt
die Heimat ihrer Vorväter nie kennen. Stattdessen erlebt sie Kriege, Gewalt
und schreckliche Verluste, aber sie erfährt auch Freundschaft und Liebe in
der Gemeinschaft der Vertriebenen. Weder Amal noch ihre Familie ahnen
jedoch, wie eng ihr Schicksal und das von Israel und Palästina wirklich
zusammenhängen …
Diana, 28.März 2011, 432 Seiten, 19,99€, ISBN 978-3-453-29105-8
Lesetipp von Antje Kaus
: Ein Buch
voll mit Poesie, Tragik, und Hoffnung…. Wunderschön! |
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Kathryn Stockett
Gute Geister
Nur wer Grenzen überschreitet, kann die Welt verändern
Jackson, Mississippi, 1962: Die junge Skeeter ist frustriert. Nach dem
Studium verbringt sie die Tage auf der elterlichen Baumwollfarm, als einzige
ihrer Freundinnen ohne einen Ring am Finger. Sehr zum Missfallen der Mutter.
Doch der Mann, mit dem ihre Freundinnen sie verkuppeln wollen, ist ein
hochnäsiger Snob. Und dann ist auch noch ihr schwarzes Kindermädchen, bei
dem sie stets Trost fand, spurlos verschwunden. Skeeter wünscht sich nur
eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York
leben. Und um diesem Ziel näher zu kommen, verbündet sie sich mit zwei
Dienstmädchen, die ebenso unzufrieden sind wie sie: Aibileen zieht
inzwischen das siebzehnte weiße Kind auf. Doch nach dem Unfalltod ihres
einzigen Sohnes ist etwas in ihr zerbrochen. Und Minny ist auf der Suche
nach einer neuen Stelle. Sie ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist
auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Und gemeinsam
beschließen die drei außergewöhnlichen Frauen, gegen die Konventionen ihrer
Zeit zu verstoßen und etwas zu wagen. Denn sie alle haben das Gefühl zu
ersticken und wollen etwas verändern – in ihrer Stadt und in ihrem eigenen
Leben.
btb, 28. März 2011, 624 Seiten, 21,99 €, ISBN 978-3-442-75240-9
Lesetipp von Antje Kaus
:
tiefsinnig, bewegend und hoch spannend ! Für mich „das“ Buch 2011! |
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Mordecai Richler
Solomon Gursky war hier
Wo ist Solomon Gursky? Der versoffene Schriftsteller Moses Berger macht sich
auf die Suche nach dem legendären Spross einer jüdischen Immigrantenfamilie,
der angeblich bei einem Flugzeugunfall ums Leben kam, just als er sich vor
Gericht verantworten musste. Jeder weiß, dass das milliardenschwere
Firmenimperium der Gurskys auf den Alkoholschmuggel zurückgeht. Und niemand
wird leugnen, dass der Aufstieg der Familie Bestechung, Lügen und Intrigen
geschuldet ist. Aber warum ist es so schwer, Genaueres über den Verbleib von
Solomon Gursky herauszufinden, obwohl dieser auch nach seinem vermeintlichen
Tod bei vielen Ereignissen von historischer Tragweite markante Spuren
hinterlässt?
Mordecai Richlers fulminante Familiensaga setzt mit den Abenteuern von
Großvater Ephraim Gursky ein, der 1851 als Gründer einer millenarischen
Sekte bei den Eskimos zu Ruhm und Ehre kommt, und spannt den Bogen über
mehrere Generationen hinweg in die heutige Zeit, wo sich seine Enkel um das
Familienerbe balgen.
Liebeskind Verlag, Februar 2011, 656 Seiten, 24,80 €, ISBN 978-3-935890-77-9
Lesetipp von Ingo Klaus
: Freue mich, dass
dieser gewaltige Roman wieder neu aufgelegt wurde. Danke an den Liebskind
Verlag! Schade, dass die Covergestaltung den Inhalt so gar nicht einzufangen
weiß.
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Hernán Rivera Letelier
Die Filmerzählerin
Etwas Aufregenderes als Kino gibt
es nicht in dem Minendorf inmitten der chilenischen Atacamawüste. Die Männer
arbeiten im Salpeterabbau, die Frauen sollen vernünftig wirtschaften und
haben die zahlreichen Kinder am Hals. Da bieten die Hollywoodfilme mit
Marilyn Monroe, John Wayne oder Charlton Heston und die mexikanischen
Melodramen mit viel Gefühl und Musik eine willkommene Abwechslung und den
Abglanz einer anderen Welt.
Doch eines Tages erlebt die Siedlung etwas noch Schöneres als Kino: María
Margarita, ein zehnjähriges Mädchen, kann Filme so anschaulich und
dramatisch nacherzählen, daß die Leute herbeiströmen, um sie zu hören. Bald
drängt sich die halbe Siedlung in der engen Stube ihrer Familie, wo sie mit
kindlicher Freude das Leinwandgeschehen zum Leben erweckt.
Insel 2011, 104 Seiten, 14,90 €, ISBN 978-3-458-17495-0
Lese-Tipp von Réjane Plog
: Eine
wunderschöne kleine Geschichte: die trotz seiner harten Realität leicht
daherkommt und tief berührt. |
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Andrea Weiss
Paris war eine Frau
Die Frauen von der Left Bank
Ein reich illustriertes und höchst lebendiges Gruppenporträt der
Künstlerinnen in Paris, die als Frauen von der Left Bank in die Geschichte
eingegangen sind. Dazu gehören neben anderen Künstlerinnen u.a die
Schriftstellerinnen Colette, Djuna Barnes, Janet Flanner, Gertrude Stein,
die Verlegerin Alice B. Toklas und die Fotografin Gisèle Freund. Im Paris
jener Jahre sprengten sie die Fesseln eines angepassten Lebens und bildeten
eine verschworene Gemeinschaft, deren Mythos noch heute fortwirkt.
Ich persönlich würde alles
geben, was ich habe - außer dem, was es mir gegeben hat -, um wieder in dem
Paris sein zu können, wie es war...., Djuna Barnes, in
Klagelied auf das Linke Ufer.
Rowohlt Taschenbuch, Neuausgabe 2006, 236 S., mit zahlreichen Fotos, 12,90
€, ISBN 978-3-499-24224-3
Tipp von Ingo Klaus
: Schönes Buch.
Tolle Frauen. Paris in der Zeit zwischen den Weltkriegen.
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Sara Gruen
Wasser
für die Elefanten
Das schwierigste
Kunststück: die Liebe zu finden. 93 Jahre alt ist
Jacob Jankowski, als nahe beim Altersheim ein Zirkus seine Zelte aufschlägt.
Und in Jacob steigen die Bilder auf: Erinnerungen an die amerikanische
Depressionszeit.
Amerika 1931, die Wirtschaftskrise hat das Land fest im Griff.
Als er Tierarzt bei einem traurigen Zirkus wird. Einem sehr traurigen: Nicht
einmal einen Elefanten gibt es. Dafür eine wunderschöne Kunstreiterin.
Verheiratet mit dem wahnsinnigen Dompteur. Schließlich findet sich doch ein
Elefant. Keiner außer Jacob kann mit ihm umgehen. Aber dann nimmt eine
Tragödie ihren Lauf.
Rowohlt TB 2009, 411 S.
9,95€, ISBN
978-3-499-24845-0
Lese-Tipp von Antje Kaus
:
Lesen sie alles über „Rosie“ die äußerst charmante, verfressene und
versoffene Elefantendame!!! |
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Iris Hanika
Treffen
sich zwei
Irgendwann trifft es einen
und die Liebe schlägt zu. Völlig unerwartet und überraschend. So wie bei
Senta und Thomas, beide Single und jenseits der Vierzig. In einer Bar in
Kreuzberg begegnen sich der IT-Spezialist und die feinsinnige
Geisteswissenschaftlerin, und es ist Liebe auf den ersten Blick. Er ist
hingerissen, und sie ist überwältigt. Sie verbringen eine verheißungsvolle
erste Nacht miteinander. Schöner kann es eigentlich nicht sein. Doch kaum
ist die Liebe da, kommen auch die Zweifel.
Nominiert für den
Deutschen Buchpreis 2008 (Shortlist)
Btb 2010, 238 S., 8,-€,
ISBN
978-3-442-73976-9
Lese-Tipp von
Antje Kaus
und Ingo Klaus
:
Eine frisch erzählte Variation einer alten Geschichte. |
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Tommy Jaud
Hummeldumm
Das Roman, ne
"Sitzreihe 12 war die letzte, die zwischen Tortellini und Hühnchen wählen
durfte. Ich saß in Reihe 13. Schon auf dem Hinflug hätte mir klar sein
können, dass der Jahresurlaub zum Albtraum wird."
Wer an allem schuld ist, ist für Matze sowieso klar: seine Freundin Sina.
Während er in endlosen Verhandlungen die neue Eigentumswohnung klargemacht
hat, sollte sie einfach nur "irgendwas" buchen. Hat sie auch. Doch musste
dieses "irgendwas" ausgerechnet eine zweiwöchige Gruppenreise durch Namibia
sein, ein Land, in dem jede hüftkranke Schildkröte schneller ist als das
Internet? Was hat er denn verbrochen, dass man ihn nun täglich in einen
Kleinbus voller Bekloppter sperrt, um ihn dann zu österreichischen Schlagern
über afrikanische Schotterpisten zu rütteln? Und warum stolpert er bei minus
zwei Grad in einem albernen Wanderhut über die Dünen der Kalahari, statt auf
Mallorca ein Bierchen zu schlürfen? Als Matze dann noch daran erinnert wird,
dass die sicher geglaubte Wohnung an andere Käufer geht, wenn er nicht
sofort die fünftausend Euro Reservierungsgebühr überweist, hat er gleich
noch drei neue Probleme: Das nächste Internetcafé ist fünfhundert Kilometer
entfernt, der Handyakku platt und das einzige Ladegerät fest in
österreichischer Hand.
"Ich drücke meine Nase ans Busfenster und blicke hinaus ins weite Land. Die
Namibier winken uns und lachen. Klar lachen sie, sie sind ja frei. Wir
nicht. Wir sind die in Blech gepackte Rache für die deutsche Kolonialzeit."
Scherz Verlag 2010, 303 Seiten, 13,95 €, ISBN 978-3-502-11037-8
Lesetipp von Ingo Klaus
: Bin mit
reichlicher Verspätung nun auch endlich dazu gekommen Das Roman, ne zu
lesen. Ist ziemlich lustig, ne. Besonders der lockere Umgang mit den
bestimmten Artikeln, das permanent angesegelt kommende ne und der nimmermüde
Kontaktaufbauversuch zur Sparkasse. Weiter so!
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Roger Willemsen
Die Enden der Welt
Auf fünf Erdteilen war Roger
Willemsen unterwegs, um seine ganz persönlichen Enden der Welt zu finden.
Manchmal waren es die großen geographischen: das Kap von Südafrika,
Patagonien, der Himalaja, die Südseeinseln von Tonga, der Nordpol. Manchmal
waren es aber auch ganz einzigartige, individuelle
Endpunkte: eine Bahnstation in
Birma, ein Bett in Minsk, ein Fresko des Jüngsten Gerichts in Orvieto, eine
Behörde im kriegszerrütteten Kongo. Immer aber geht es in diesen grandiosen
literarischen Reisebildern auch um ein Enden in anderem Sinn: um ein Ende
der Liebe und des Begehrens, der Illusionen, der Ordnung und Verständigung.
Um das Ende des Lebens und um den Neubeginn. Die Eifel Gibraltar Der
Himalaja Südafrika ("God's Window") Island Patagonien Timbuktu Kamtschatka
Birma Borneo Italien (Fuciner See) Bombay Senegal Hongkong Afghanistan Tonga
Indonesien Orvieto Kinshasa Minsk Thailand Madeira Nordpol "Heute waren die
Wolken eine Sehenswürdigkeit, nicht geringer als die Berge. Von ihrem
Anblick ruhte ich mich aus, bis ich hungrig wurde. Da war es vier Uhr früh,
alles schlief, und ich tappte durch die Gänge. Um halb sieben Uhr fiel mir
eine Frau aus dem Aufzug entgegen, betäubt von Insektenspray. Ich hielt sie
kurz im Arm. Glücklich fühlten wir uns beide nur, weil der Insektenspray so
stark war. In dieser Gegend , sagte sie, entwickeln sich alle Dinge
dramatisch."
S.Fischer 2010, 541 Seiten, 22,95
€, ISBN 978-3-10-092104-8
Lese-Tipp von Mathias Herr
:
Unternehmen Sie eine Weltreise mit Roger Willemsen und lassen Sie sich durch
seinen bildhaften Erzählstil in jedem Kapitel neu entführen. |
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Lucy-Anne Holmes
Oh Happy Dates
Die lustigste Versuchung seit Helen Fieldings "Schokolade zum Frühstück"
Sie ist jung. Sie ist witzig, hübsch und intelligent. Sie hatte 351 Tage
keinen Sex, kein Date, keinen Freund. Nichts läuft, aber irgendetwas läuft
extrem schief, und Sarah Sargeant will es wissen: Wie findet man ihn, den
richtigen Mann? Sie startet einen Blog und ihre neue Mission: 50 Wege, Mr.
Right zu finden. Ihre Fangemeinde im Netz fiebert mit, als sie ihre
Abenteuer beschreibt, sich verliebt – und auch leidet…
Blanvalet 2010, 442 Seiten, 8,99 €, ISBN 978-3-442-37512-7
Lese-Tipp von Réjane Plog
: Ich habe beim
Lesen laut lachen müssen! Zum Glück ist die Fortsetzung schon in Planung. |
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Wolfgang Herrndorf
Tschick
Zwei Jungs. Ein geknackter Lada. Eine Reise voller Umwege durch ein
unbekanntes Deutschland.
"Wir könnten meine Verwandtschaft besuchen. Ich habe einen Großvater in der
Walachei." "Und wo wohnt der?" "Wie, wo wohnt der? In der Walachei." "Hier
in der Nähe oder was?" "Was?" "Irgendwo da draußen?" "Nicht irgendwo da
draußen, Mann. In der Walachei." "Das ist doch dasselbe." "Versteh ich
nicht." "Das ist doch nur ein Wort, Mann", sagte ich und trank den Rest von
meinem Bier. "Walachei ist doch nur ein Wort! So wie Dingenskirchen. Oder
Jottwehdeh." "Meine Familie kommt von da." "Ich denk, du kommst aus
Russland?"
Rowohlt Berlin 2010, 253 Seiten, 16,95 €, ISBN 978-3-87134-710-8
www.sueddeutsche.de/kultur/wolfgang-herrndorf-tschick-zauberisch-und-superporno-1.1011229
Lesetipp vom Ingo Klaus
: Ein Reise durch
Deutschland: Sommer, zwei Jungs, ein Auto, skurrile Menschen, herrliche
Dialoge und eine erfrischende Prosa. Toll!
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Elke Heidenreich
Ein
Traum von Musik
46
Liebeserklärungen
Liebe und Musik sind im
Leben von
Elke
Heidenreich
nicht voneinander zu trennen. Wie ein Leitmotiv durchziehen Musiker ihr
(Liebes-) Leben, und sie weiß davon in ihrer mitreißenden und humorvollen
Art zu erzählen. Doch auch die fünfundvierzig anderen Autorinnen und Autoren
haben eine ganz besondere Beziehung zur Welt der Töne und Harmonien. Und es
sind erstaunliche, bewegende, abenteuerliche, spannende und amüsante
Geschichten, die so unterschiedliche Menschen wie Senta Berger, Campino,
Axel Hacke, André Heller, Hans Werner Henze, Dieter Hildebrandt, Udo
Jürgens, Ursula von der Leyen, Reinhard Mey, Isabella Rossellini, Volker
Schlöndorff, Christian Ude, Roger Willemsen u.v.a. mit großer Offenheit
schildern.
Edition Elke Heidenreich
bei C.Bertelsmann 2010, 380 Seiten, 19,95 €, ISBN 978-3-570-58014-1
Lese-Tipp von Monika Klaus |
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Barbara Pachl-Eberhardt
Vier
minus Drei
Wie ich
nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand
Wie schafft es eine Frau,
die ihren Mann und ihre beiden kleinen Kinder durch einen Verkehrsunfall
verliert, überhaupt weiterzuleben? Fünf Tage nach dem schrecklichen Ereignis
schreibt Barbara Pachl-Eberhart einen offenen Brief an ihre Verwandten und
Freunde, der in beeindruckender Intensität ihre Gefühle darlegt. Rasch
findet das erschütternde Dokument durch Internet, Zeitungen und
Zeitschriften eine große Verbreitung. Die Tragödie dieser Familie bewegt
Tausende Menschen.
Zwei Jahre nach dem tragischen Ereignis schildert
Barbara Pachl-Eberhart nun ihren Weg in ein neues Leben. Die Offenheit, mit
der sie sich ihrem Schicksal stellt, und der Mut, mit dem sie Schritt für
Schritt in eine unbekannte Zukunft geht, zeugen auf ergreifende Weise von
menschlicher Größe und einem unerschütterlichen Glauben an den Sinn des
Lebens.
Integral Verlag 2010, 333
Seiten, 19,95 €, ISBN 978-3-7787-9217-9 |
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Callan Morgan Rogers
Rubinrotes Herz, eisblaue See
Ein Fischerdorf an der Küste Maines, am nordöstlichsten Zipfel der USA.
Dicht an dicht schmiegen die Häuser sich an die Granitfelsen. Florine lebt
geborgen bei ihren Eltern und ihrer Großmutter inmitten der Gemeinschaft der
Familien, die hier seit Generationen auf Hummerfang gehen. Die kleinen
Reibereien zwischen ihrer lebenshungrigen Mutter Carlie und dem
bodenständigen Vater können das Leben der Elfjährigen nicht ernsthaft
erschüttern. Bis Carlie eines Tages spurlos verschwindet. Alle
Nachforschungen scheinen ins Leere zu laufen. Die Frage, ob ihre Mutter
Opfer eines Verbrechens wurde oder freiwillig ging, wird Florine in den
folgenden Jahren ständig begleiten. Und sie muss mit der Zumutung fertig
werden, dass das Leben um sie herum trotzdem weitergeht.
mare Verlag 2010, 427 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-86648-131-2
Lese-Tipp von Penelope Karachristos
und Antje
Kaus
: Eines
unserer Lieblingsbücher des Jahres!
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Justin Cronin
Der Übergang
Bevor sie das Mädchen von Nirgendwo wurde – das Mädchen, das plötzlich
auftauchte, die Erste und Letzte und Einzige, die tausend Jahre lebte –
war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Harper Bellafonte.
Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei
FBI-Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände
verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen
Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum
Ziel hat, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas
schief – völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem
Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten:
Amy Harper Bellafonte.
www.randomhouse.de/dynamicspecials/cronin
Goldmann Verlag 2010, 1024 Seiten, 22,95 €
Lesetipp von Antje Kaus
und Ingo Klaus
:
Der Übergang wird mit Sicherheit einer der Toptitel des Jahres werden. Ein
Zukunftsroman, der in einer eher archaischen Welt spielt --- eigentlich
nicht das Genre, das mich besonders interessiert, aber in diesem Fall gelten
andere Regeln: Sehr überzeugend, sehr spannend, sehr verblüffend!
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Bernhard Schlink
Sommerlügen
Lebensentwürfe, Liebeshoffnungen, Alterseinsichten was ist Illusion, und was
stimmt? Was bleibt, wenn eine Illusion zerplatzt? Die Flucht in eine andere?
Weil das Leben ohne Lebenslügen nicht zu bewältigen ist? Sieben
irritierend-bewegende Geschichten von Bernhard Schlink.
Diogenes Verlag, 2010, 288 Seiten, 19,90 €
Lese-Tipp von Mathias Herr

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John
Irving
Letzte Nacht in Twisted River
1954 in einem Flößer- und Holzfällercamp in den Wäldern von New Hampshire:
Der 12-jährige Danny verwechselt im Dunkeln die Geliebte des Dorfpolizisten
mit einem Bären, mit tödlichen Folgen. Der Junge muss mit seinem Vater
Dominic, dem Koch des Camps, fliehen – zuerst nach Boston und von dort
weiter nach Vermont und Iowa und schließlich nach Kanada, verfolgt von einem
Rächer, der auch nach Jahrzehnten nicht vergisst. Jedes Mal steht Dominic in
einer neuen Küche und muss aus fremden Zutaten etwas zaubern: ein neues
Gericht, eine neue Identität, eine neue Existenz für sich und seinen Sohn.
Doch das Leben von Danny und Dominic bleibt eine Achterbahnfahrt, mit
höchstem Glück und tiefstem Schmerz, mit bedrohlichen ebenso wie mit
liebenswerten Weggefährten. Dabei sehnen sich die beiden nur danach, endlich
zur Ruhe, irgendwo anzukommen.
Diogenes Verlag, 2010, 832 Seiten, 26,90 €, erscheint im Juni 2010
Lese-Tipp von Antje Kaus
: Endlich wieder
ein Roman von John Irving. BÄRENSTARK! Unbedingt lesen!
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Robert Harris
Titan
Nach "Imperium" und "Pompeji" nun
Robert
Harris' neuer
historischer Thriller aus dem antiken Rom
Cicero hat es geschafft -
Verhandlungsgeschick und sein Redetalent haben ihn an die Spitze der Macht
gebracht: Er bekleidet als Konsul das höchste Amt in Rom. Aber seine
Widersacher haben sich längst formiert. Eine große Verschwörung droht die
Republik zu stürzen. Und immer wieder scheint es der gerissene Caesar zu
sein, der im Hintergrund die Fäden zieht...
Rom im Jahr 63 v. Chr.: Cicero ist endlich Konsul.
Im Wahlkampf hat er sich gegen den korrupten Patrizier
Catilina durchgesetzt. Aber zur Verwirklichung seiner politischen
Ideale läuft ihm die Zeit davon, denn Catilina
hat den Kampf noch nicht aufgegeben: Zusammen mit enttäuschten Aristokraten,
Veteranen, Kriminellen und anderem Gesindel bereitet er eine große
Verschwörung vor, um an die Macht zu gelangen. Aber welche Rolle spielt der
umtriebige Caesar dabei? Der Einfluss seines Kontrahenten wächst
unaufhörlich, und Cicero muss seine Tugendhaftigkeit auf die zwangsläufige
Probe stellen: Wenn man die Macht im Staat innehat - ist es dann
gerechtfertigt, illegale Methoden anzuwenden, um die Republik zu retten?
Schließlich erfährt Cicero von einer konspirativen Sitzung, auf der seine
Ermordung geplant wurde ... Robert Harris
zeigt sich wieder einmal als wahrer Meister: Er entführt seine Leser mit
einem brillant recherchierten historischen Roman ins antike Rom und liefert
zugleich einen packenden Politthriller, der aktueller nicht sein könnte.
Heyne, 2009, 541 Seiten, 21,95 €
Heyne TB 2011, 544 Seiten, 9,99€, ISBN
978-3-453-43547-6
Lese-Tipp von Mathias Herr
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Benedict Wells
Spinner
„Ich habe keine Angst vor der Zukunft,
verstehen Sie? Ich hab nur ein nur ein kleines bisschen Angst vor der
Gegenwart.“
Jesper Lier,
20, weiß nur noch eines: Er muss sein Leben ändern, und zwar radikal. Er
erlebt eine turbulente Woche und eine wilde Odyssee durch das neue Berlin.
Ein tragikomischer Roman über die Angst, wirklich die richtigen
Entscheidungen zu treffen.
Der 20-jährige Jesper zieht von München nach
Berlin. Er entflieht seiner Heimat und seiner Familie, um in Berlin sein
Glück zu finden. Anstatt zu studieren verbringt er die Tage und Nächte in
seiner herunter gekommenen Wohnung und schreibt an seinem Roman
Der Leidensgenosse. Er ist
getrieben von dem Traum sein Buch zu veröffentlichen, doch dieser Traum
endet bei Schlaftabletten und Alkohol. Aufgefangen wird Jesper nur von zwei
guten Freunden. Gemeinsam versuchen sie die Orientierungslosigkeit einer
Generation zu bewältigen.
Diogenes 2009, 308 Seiten, 19,90 €
Diogenes TB 2010, 308 Seiten, 10,90€, ISBN 978-3-257-24054-2
Lese-Tipp von Mathias Herr
: Begleiten
Sie Jesper Lier durch eine turbulente Woche in
Berlin. |
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Katharina Münk
Die Insassen
Börsengang auf STATION 4
Vier Insassen der Nervenklinik St. Ägidius bringen ihre Anstalt zunächst auf
Kurs und anschließend an die Börse. Schließlich sind sie vom Fach. Handelt
es sich doch um drei ehemalige Topmanager und eine Chefsekretärin. Ohnehin
ist Exfinanzvorstand Dr. Wilhelm Löhring überzeugt, die Klinik sei seine
eigene Firma. Sofort will er sein Unternehmen mithilfe der drei Insider
flott machen. Da im Zeitalter der anonymen digitalen Kommunikation und mit
einer entsprechenden Reputation in der Wirtschafts-Community alles möglich
ist, gerät der Börsengang zu einem vollen Erfolg.
Katharina Münk ist Chefsekretärin und Autorin von Und morgen bringe ich
ihn um! Als Chefsekretärin im Top-Management (2006), das in kürzester
Zeit zum Bestseller wurde.
DTV Premium 2009, 220 Seiten, 13,90 €
Lese-Tipp von Ingo Klaus
: Lockerer
Erzählton, schräge Geschichte mit viel Situationskomik zum Thema Wirtschaft
und Psychiatrie und passend zum Sachbuch-Bestseller von Manfred Lütz,
Irre – Wir behandeln die Falschen. Unsere Probleme sind die Normalen. Eine
heitere Seelenkunde. |
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David Benioff
Stadt der Diebe
Vom
erfolgreichen Drehbuchautor zu einem der größten jungen Erzähltalente
Amerikas – David Benioff legt mit STADT DER
DIEBE ein modernes Meisterwerk vor, einen fesselnden Abenteuerroman und
zugleich die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei
jungen Männern, die eine irrwitzige Aufgabe zu erfüllen haben: Im
belagerten, ausgehungerten Leningrad sollen sie ein Dutzend Eier auftreiben.
Leningrad im Januar 1942: Weil er während der nächtlichen Ausgangssperre die
Leiche eines deutschen Soldaten nach Essbarem durchsucht hat, wird der
17-jährige Lew sofort verhaftet – auf Plündern steht die Todesstrafe. Nach
endlosen Stunden in einer kargen Gefängniszelle wird er allerdings nicht
aufs Schafott, sondern zusammen mit seinem Mithäftling Kolja vor den
Geheimdienstchef der Stadt geführt. Der stellt die beiden vor eine schier
unlösbare Aufgabe – im Tausch gegen ihr Leben sollen sie innerhalb von sechs
Tagen im ausgehungerten Leningrad zwölf Eier für die Hochzeitstorte seiner
Tochter auftreiben.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der den schüchternen, introvertierten
Lew schicksalhaft an Kolja schweißt – einen schlitzohrigen, charmanten
Frauenhelden und notorischen Lügner, der ihm ständig schmerzhaft bewusst
macht, dass er selbst so gar nicht zum Abenteurer taugt. Als die beiden die
Hoffnung, in Leningrad Eier zu finden, aufgeben müssen, fasst Kolja einen
aberwitzigen Plan: Er will sich mit Lew zu einer Geflügelfarm jenseits der
feindlichen Linien durchschlagen, in ein Dorf südlich von Leningrad. Ein
selbstmörderisches Unterfangen, wären da nicht Koljas Kaltschnäuzigkeit,
eine unerschrockene Partisanin namens Vika und
Lews Schachtalent …
David Benioff ist der Drehbuchautor von
Drachenläufer und
Troja.
Blessing Verlag 2009, 381 Seiten,
19,95 €
Heyne Taschenbuch 2010, 381 Seiten,
9,95 €
Heyne TB 2010, 381 Seiten, 9,95€, ISBN
978-3-453-40715-2
Lese-Tipp von Ingo Klaus
:
Ein Roman aus der Zeit, als St. Petersburg noch Leningrad hieß. Ein Winter
von unvorstellbarer Kälte. Eine Stadt, in der es nichts mehr zu Essen gibt.
Eine klassische Abenteuergeschichte, amerikanisch-flott erzählt. Tragisch
und komisch gleichzeitig. Klasse! |
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Mary a.
Shaffer
Deine Juliet
London in den späten vierziger
Jahren: Die Schriftstellerin Juliet erhält einen erstaunlichen Brief.
Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der
Kanalinsel Guernsey. Er hat antiquarisch ein Buch erworben, das zuvor ihr
gehörte. Zwischen ihnen entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Julie von
der Existenz eines literarischen Clubs auf Guernsey erfährt. Sie beschließt,
auf die Insel zu reisen. Dort stößt sie auf die Geschichte von Elizabeth und
deren großer Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt sie
Dawsey kennen
Rowohlt TB, 304 Seiten, 8,95 €
Lese-Tipp von Antje Kaus

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Ildefonso Falcones
Die Kathedrale des Meeres
Der kleine Arnau flieht mit seinem Vater Bernat vor einem brutalen
Lehnsherren in das mittelalterliche Barcelona. Die Stadt steht in höchster
Blüte, die Viertel wachsen bis hinunter ans Meer. Im Barrio der Töpfer und
Hafenarbeiter finden Vater und Sohn Unterschlupf. Während Bernat in der
Töpferei seines Schwagers arbeitet, zieht Arnau durch die Straßen und Gassen
Barcelonas.
Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen
Kirche, die vom Volk für das Volk gebaut wird. Im Schatten des mächtigen
Bauwerks erfährt er, welch schweres Los die Arbeit dort ist: Mit den anderen
Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom
Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des
Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der
Menschen. Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor
den Toren. Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt
droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein
Leben gerät in höchste Gefahr.
Fischer (TB) , 656 Seiten, 12,95€
Lese-Tipp von Penelope Karachristos
und Antje Kaus
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Seyed Javadi, Fattaneh H.
Der Morgen der Trunkenheit
Welchen Weg nimmt eine unmögliche Liebe, wenn Familie und islamische
Tradition noch das Sagen haben? Die Geschichte einer jugendlichen
Leidenschaft wussten wir, dass es so fesselnd sein kann, ihr bis ins Alter
zu folgen? Teheran Anfang der dreißiger Jahre. Nachdem die selbstbewusste
Mahbube mit ihren fünfzehn Jahren den Sohn einer Prinzessin abgelehnt hat,
weist sie auch ihren Cousin zurück, der in sie verliebt ist. Warum? Das
Mädchen hat sich in einen jungen Schreiner verguckt, und sie besteht auf
ihrer Wahl….. Alles, was sie erreicht, ist ein Glück, das schmerzt. Alt
geworden, erzählt sie im Teheran der Gegenwart ihrer Nichte, die sich
ebenfalls in den Kopf gesetzt hat, "unpassend" zu heiraten, ihr Leben: "Der
nächtliche Wein ist nicht den Morgen der Trunkenheit wert."
Suhrkamp Verlag, 414 Seiten 8,90 €
Lese-Tipp von Antje Kaus
und Penelope
Karachristos
:
spannend , berührend, schön! |
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Carolina
de Robertis
Die unsichtbaren Stimmen
Alles beginnt mit
einem Wunder: Aus einem Baum, aus schwindelnder Höhe, fällt ein Mädchen. Man
nennt sie Pajarita, kleiner Vogel. Aus einem
verschlafenen Nest am Río Negro verschlägt es
Pajarita nach Montevideo, wo sie ganz allein
vier Kinder großzieht. Ihre Tochter Eva geht nach Argentinien, lebt als
Dichterin in den Kreisen der Bohème von Buenos
Aires und findet ihre große Liebe. Evas Tochter Salomé
schließt sich den Rebellen im Kampf gegen die Militärdiktatur in Uruguay an
und verschwindet für viele Jahre hinter Gefängnismauern.
Fesselnd und voller poetischer
Kraft erzählt Carolina De Robertis die
Geschichte dreier Generationen von Frauen in Montevideo. Drei Frauen, wie
sie unterschiedlicher nicht sein können. Drei Frauen mit einem unbändigen
Drang zu einem selbst bestimmten Leben - gegen alle Widerstände. Drei
Frauen, die für die Geschichte Südamerikas im 20. Jahrhundert stehen.
Krüger Verlag, 461 Seiten, 16,95 €
Fischer TB 2011, 464 Seiten, 9,95€, ISBN 978-3-596-18481-1
Lese Tipp von Antje Kaus
: wunderschön und
bewegend |
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Matthias Praxenthaler
Horst der Held
Lebe wie Horst - und alles ist möglich!
Sein Name ist Gurk. Horst Gurk. 1970 in Troisdorf geboren, wird er bereits
mit fünf Jahren von seinen Eltern mit Kassenbrille und Zahnspange
ausgestattet. Fortan gehört er zu den Kindern, mit denen keiner spielen
will. Selbst ein Bombenanschlag auf den Mathelehrer und ein
paramilitärischer Angriff auf ein Wildtiergehege können seine Popularität
nicht so recht steigern. Doch dann gewinnt Horst mit 22 als zehntausendster
Besucher eines Puffs eine Reise nach Vietnam...
DTV, 199 S., 8,95 €
Lese Tipp von Antje Kaus
:
Ganz schön lustig! |
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Marc-Uwe Kling
Die
Känguru-Chroniken
Ansichten eines vorlauten
Beuteltiers
»Ich bin ein Känguru, Marc-Uwe ist
mein Mitbewohner und Chronist. Nur manches, was er über mich erzählt stimmt.
Zum Beispiel, dass ich mal beim Vietcong war. Das Allermeiste jedoch ist
übertrieben, verdreht oder gelogen! Aber ich darf nicht meckern. Wir gehen
zusammen essen und ins Kino, und ich muss nix bezahlen.«
Mal bissig, mal verschroben, dann wieder liebevoll ironisch wird der Alltag
eines ungewöhnlichen Duos beleuchtet. Völlig absurd und ein großer Lesespaß.
Ullstein TB, 256 Seiten,
7,95€
Lese-Tipp von Lennia Kotz
: Kaum zu glauben, wie viel Känguru-WG
sich in meinem eigenen Alttag findet… Wer Spaß haben will, muss dieses Buch
lesen!
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Jamie Ford
Keiko
Eine Liebe, die nie ihre Erfüllung fand und doch Jahrzehnte
überdauerte
Henry und Keiko, er chinesischer Abstammung, sie japanischer,
lernen sich 1942 an einer Schule in Seattle kennen. Nicht nur sind sie dort
beide Außenseiter, sie verbindet auch die Begeisterung für Jazzmusik.
Schnell reift eine zarte Liebe zwischen ihnen heran. Doch dann wird Keikos
Familie nach dem Angriff auf Pearl Harbor in ein Internierungslager für
US-Japaner gebracht. Henry und Keiko werden getrennt. Mehr als vierzig Jahre
später erlebt Henry, wie das Panama Hotel in Seattles Japantown
wiedereröffnet wird. In dessen Keller hatten viele Familien vor der
Internierung ihre Habseligkeiten in Sicherheit gebracht.
Henry ist sich sicher, dass er dort auch Spuren von Keiko finden wird.
Erinnerungen an seine große Liebe werden wach - Eine berührende Geschichte,
die auf einer wahren Begebenheit beruht.
Bloomsbury Verlag, 376 S., 19,90€
BVT 2010, 384 Seiten, 10,95€,
ISBN 978-3-8333-0660-0
Lese-Tipp von Lennia Kotz
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Jodi Picoult
Neunzehn Minuten
"Es ist vorbei, sagte er. Doch das war es nicht, es fing gerade erst an."
Nach seiner unaussprechlichen Bluttat in der Sterling Highschool zweifelt
niemand an der Schuld des siebzehnjährigen Peter Houghton. Doch während der
kleine Ort mit den Folgen dieser neunzehn Minuten zu ringen hat, wird das
Rätsel um den Ablauf der Tragödie immer größer. Jodi Picoult lotet die
Hintergründe von großer Schuld und der verzweifelten Suche nach
Gerechtigkeit aus.
Piper-TB, 480 Seiten, 8,95 € (
Erstverkaufstag : 20.05.2009 )
Lese-Tipp von Antje Kaus
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Joey Goebel
Heartland
Was haben Biertrinker und Wrestlingfans mit der großen Politik in Washington
zu tun? Antwort: alles - Stimmen entscheiden, wer gewählt wird. John
Mapother, Sohn der mächtigsten Familie im Provinznest Bashford, will in den
amerikanischen Kongress, er hat nur keine Ahnung von der Welt seiner Wähler.
Die hat aber sein jüngerer Bruder Blue Gene, das schwarze Schaf der Familie.
Ein großer amerikanischer Roman, hochintelligent, voller Witz und
Melancholie.
Diogenes, 713 Seiten, 22,90 €
Diogenes TB 2010, 713 Seiten, 11,90€, ISBN 978-3-257-24037-5
Lese-Tipp von Réjane Plog
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Daniel Glattauer
Alle sieben Wellen
Sie kennen Emmi Rothner und Leo Leike? Dann haben Sie also "Gut gegen
Nordwind" gelesen, jene ungewöhnliche Liebesgeschichte, in der sich zwei
Menschen, die einander nie gesehen haben, per E-Mail rettungslos verlieben.
Zweitens: Für Sie ist die Geschichte von Emmi und Leo und ihrer unerfüllten
Liebe abgeschlossen. Mag sein. Aber nicht für Emmi und Leo! Drittens: Sie
sind der Ansicht, dass die Liebenden zumindest eine einzige wirkliche
Begegnung verdient hätten und der Roman eine zweite Chance auf ein anderes
Ende? Bitte, hier haben Sie's! Viertens: Sie haben keine Ahnung, wovon hier
die Rede ist? Kein Problem. In diesem Buch erfahren Sie alles: von Leos
Rückkehr aus Boston, von Emmis Eheproblemen und von der siebenten Welle, die
immer für Überraschungen gut ist.
Deuticke im Zsolnay Verlag, 219
Seiten, 17,90 €
Goldmann TB 2011, 219 Seiten, 8,99€, ISBN 978-3-442-47244-4
Lese-Tipp von Antje Kaus
:
geniale Fortsetzung von „Gut gegen Nordwind“ |
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Ilona M. Hilliges
Ein Kind Afrikas
Die "Sterne über Afrika" leuchten weiter...
Als einer von wenigen Frauen ist es Amelie von Freyer gelungen, im deutschen
Kaiserreich Ärztin zu werden. 1907 stellt sie sich in der Kolonie
Deutsch-Ostafrika einer großen Aufgabe: die Gründung einer Urwaldklinik, um
den Menschen in den Usambarabergen zu helfen. Doch ein Geheimnis, das
ausgerechnet ihre kleine Nichte Lotte umgibt, bedroht Amelies Pläne und das
Leben des Mannes, den sie liebt. Als sie schon glaubt, einen Ausweg gefunden
zu haben, kommt es zur Katastrophe
Wunderlich, 430 Seiten, 19,90 €
Rowohlt TB 2010, 432 Seiten, 9,95€, ISBN 978-3-499-24837-5
Lese-Tipp von Antje Kaus
:
erstaunlich gute Fortsetzung von „Sterne über Afrika“ , Schmöker auf hohem
Niveau! |
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Sarah Kuttner
Mängelexemplar
Sie ist klug, kokett, unnahbar und - fällt in einen Abgrund. Verzweifelt und
mit wütendem Humor tritt Karo ihrer Depression entgegen. Mit bodenloser
Leichtigkeit, selbstironisch und überschwänglich erzählt dieser Roman von
der Verlorenheit, die manches Leben heute aushalten muss.
Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit:
intelligent, liebenswert und aggressiv, überdreht und erschöpft. Als sie
ihren Job verliert und mutig ihre feige Beziehung beendet, helfen auch die
cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr. Plötzlich ist diese Angst da. Sie
verliert den Boden unter den Füßen. Dem Wahnwitz unserer Gegenwart zwischen
Partylaune und Panikattacke gibt Sarah Kuttner in ihrem Debütroman eine
Stimme: vom Augenzwinkern zum Ernstmachen, vom launigen Plaudern zur
bitteren Selbstkritik. Lustig und tieftraurig, radikal und leidenschaftlich
erzählt sie von dem Riss, der sich plötzlich durch das Leben zieht.
Schwieriges Thema, leicht und humorvoll erzählt.
Fischer, 261 Seiten, 14,95 €
Fischer TB 2010, 261 Seiten, 8,99€, ISBN 978-3-596-18494-1
Lesetipp von Réjane Plog
, Antje Kaus
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Moritz Netenjakob
Macho Man
"Dieses Buch ist eine kleine Sensation! 'Klein' im Sinne von 'doch eher
groß'." Bastian Pastewka
Von den 68ern erzogen, lebte er dreißig Jahre als Weichei. Jetzt verliebt er
sich in eine Türkin. Aber wie überlebt ein Frauenversteher in einer Welt
voller Machos?
Versteh einer die Frauen! Daniel, Anfang 30, ist gerade verlassen worden -
und das, obwohl er alles gemacht hat, was seine Freundin wollte. Schließlich
haben ihm seine 68er-Eltern beigebracht, Frauen zu achten und zu
respektieren. Das hat ihm als Jugendlicher auf Partys sehr geholfen: Während
die Mädchen mit den anderen Jungs in der Ecke knutschten, hat er sie
geachtet und respektiert. Und einer musste schließlich die ganzen
Nudelsalate essen.
Kiepenheuer & Witsch, 286 Seiten, 13,95 €
KIWI TB 2010, 287 Seiten, 7,95€, ISBN 978-3-462-04211-5
Lese-Tipp von Penelope Karachristos
, Réjane Plog
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Philip Tamm
Billigflieger
Appetitholen ist erlaubt, gegessen wird Zuhause. Das gibt Nina Joachim mit
auf dem Weg, als er sich eine Woche vor der Hochzeit wie jedes Jahr mit
seinen vier Freunden nach Mallorca verzieht, um dort das Schönste zu machen,
was es gibt: Echte Männerfreundschaft zu pflegen, indem man sich volllaufen
lässt und den halbnackten Mädchen am Strand von El Arenal nachglotzt.In der
ersten Nacht lernt er Katie kennen, die so gar nicht halbnackt ist und sich
auch nicht von seinem Jungsgetue abschrecken lässt. Ihm bleiben sechs Tage
bis zur Hochzeit. Männer sind so, Frauen aber auch.
Heyne, 267 Seiten, 7,95 €
Lese-Tipp von Christian Klahn
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Alan Bennett
Handauflegen
Unter den Augen eines unbestechlichen Gesandten der übergeordneten
Kirchenbehörde zelebriert Pater Jolliffe einen Gedenkgottesdienst für den
Bettgefährten der 'beautiful people' von London, einen auch ihm selbst
wohlbekannten Mann. Unerwartete Enthüllungen der versammelten
Hinterbliebenen sorgen dafür, dass die traurige Zeremonie einen rasanten
Wandel durchläuft. Die weihevolle Andacht wird zum nervenzerrenden
Schreckensspektakel, um dann unversehens in einem überaus sinnenfrohen
Dankgottesdienst zu enden, als herauskommt, woran dieser Mann nicht
gestorben ist.
Wie alle Bücher Bennetts sprachlich äußerst elegant.
Wagenbach TB, 90 Seiten, 9,90 €
Lese-Tipp von Lennia Kotz
, Christian Klahn
, Ingo Klaus
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Dean Debra
Der Palast der Erinnerung
Die junge Marina
ist Museumsführerin in der berühmten Leningrader Eremitage. Früher umgaben
sie faszinierende Gemälde und die tiefe Zuneigung des Mannes, den sie liebt.
Nun aber, im Winter 1941, ist sie allein und die Museumssäle sind leer. In
der Stadt herrschen Hunger, Not und Verzweiflung. Doch Marina hat ihren
eigenen Weg gefunden, das Elend zu ertragen: Sie geht von Saal zu Saal und
erinnert sich der Meisterwerke, die vor dem Krieg dort hingen. Sie sieht
anmutige Gesten, betörende Farben, die Strahlkraft des Lichts. So entsteht
in Marina das ganze Museum zu neuem Leben. Vor allem die Erinnerung an die
Madonnenbilder und ihre Schönheit lassen sie alles überleben. Jahrzehnte
später sind es wieder die Madonnenbilder, die ihr Trost
spenden. Marina, deren Gedächtnis sie immer häufiger im Stich lässt,
flüchtet sich erneut zu den Bildern und erlebt noch einmal Geborgenheit und
Glück.
Schöne Geschichte.
Historisch interessant. Als liefe man durch die Eremitage. Auf nach Sankt
Petersburg (siehe Lena Gorelik)
Droemer/Knaur, 299 Seiten, 8,95
€
Lesetipp von
Penelope Karachristos
, Ingo Klaus
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Lena Gorelik
Verliebt in Sankt Petersburg – Meine russische Reise
Lena Gorelik macht eine
Reise:
„Meinen Verwandten
schreibe ich, dass ich demnächst nach Petersburg komme, zusammen mit einem
Freund, dem ich gerne die Stadt zeigen möchte. Meine Verwandten schreiben
zurück, sie freuten sich sehr auf uns.
Dann rufen sie hysterisch
bei meinen Eltern an, um in Erfahrung zu bringen, wer denn bitte dieser Typ
ist, den Lena nach Petersburg mitbringt. Ihr bester Freund!, erklärt meine
Mutter. Hat sie sich von Peter getrennt?, will die besorgte Verwandtschaft
wissen; natürlich durfte Peter als Erster mit mir nach Petersburg fahren,
die Verwandtschaft liebt ihn seither weitaus inniger und unkritischer als
mich.“
Lena Gorelik schreibt eine
heitere, luftig leichte Prosa, die an den Stil Birgit Vanderbekes erinnert.
Lena Gorelik ist eine
Grenzgängerin zwischen der russischen und der deutschen Kultur. Wer etwas
über Russen und Deutsche erfahren möchte, über unterschiedliche
Mentalitäten, kann das hier auf die amüsanteste Art und Weise tun:
„In Deutschland darf ich
nie singen. In dem demokratischen, offenen Land, in meinem links
angehauchten, auf Gleichbehandlung aller Völker und Geschöpfe sinnenden
Freundeskreises darf ich nie singen. Weil ich nicht schön singen kann. In
Deutschland singt man schön.“
„Die Stadt für Verliebte
und Kunstbeflissene, Schlaflose, Wodkatrinker und Pelzträger: Sankt
Petersburg, eines der beliebtesten, neuerdings auch eines der sexysten
Reiseziele, war immer schon Opfer seiner Klischees. Lena Gorelik greift
diese freudig auf und liefert Insiderwissen, mit dem Sie bestimmt in keine
Touristenfalle tappen.
Es ist ein Gerücht, dass
man „Na Sdorowje“ auf Russisch sagt, wenn man anstößt. Das wäre Polnisch.
Russisch wäre es, eine Rede zu halten. Die Rede muss emotional und klug
sein. Am liebsten so, dass alle gleichzeitig weinen und lachen. Beispiel:
(Ungewöhnlich kurz, aber typisch): „Mein Glas ist fast leer; aber mein Herz
ist voll; vor Liebe zu Euch!“ (Alle Tanten weinen.)
Ob Sie eine Flasche Wasser
kaufen wollen oder Theaterkarten, ob Sie mit der Metro fahren wollen oder
mit der Straßenbahn, ob Sie im Hotel wohnen oder bei Freunden, ob Sie auf
Hochzeitsreise sind oder noch im Stadium davor: Mit diesem Buch erfahren
Sie, wie Sie gucken, grüßen, fordern, flirten müssen, wenn Sie in St.
Petersburg ans Ziel gelangen wollen.
Lena Gorelik, selbst
gebürtige Petersburgerin, streift zweimal im Jahr ihre Sehnsucht ab und
verbindet das mit dem unvermeidlichen Verwandtenbesuch. Ergebnis ihrer
Feldstudien ist dieses witzige, sehr persönliche Reisebuch, das keine
Museenöffnungszeiten enthält, aber dafür ultimative Tipps, wie Ihre Reise an
die Newa bestimmt unvergesslich wird.“ (Verlagsankündigung)
SchirmerGraf Verlag 2008,
Leinen mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 176 Seiten, 17,80 €
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Alan Bennett
Die souveräne Leserin
Eine Liebeserklärung an
die Queen und an die Literatur – wer hätte gedacht, dass das zusammenpasst?!
Die Hunde sind schuld.
Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in
einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen.
Ma’am ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem
Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch
aus – und kommt auf den Geschmack. Von da an deckt sie sich jede Woche mit
Lesestoff ein und lernt den Küchengehilfen Norman kennen, mit dem sie sich
fortan über ihre Lektüren unterhält.
Not
amused
ist hingegen der
Privatsekretär der Queen, Sir Kevin, der nichts unversucht lässt, Her
Majesty dem schädlichen Einfluss Normans zu
entziehen. Denn die Queen beginnt, ihre Pflichten zu vernachlässigen, liest
nun lieber in ihrer Kutsche, statt der Menge zuzuwinken.
Ein Bennett
at its best –
very British, wie immer, und von so
umwerfender Komik, dass Ihnen der
Bowlerhat hochgeht!
Aus dem
Englischen (The Uncommon
Reader) von Ingo Herzke
Erscheint
Ende August 2008 im Wagenbach-Verlag, Gebunden, 120 Seiten, 14,90€
Die englische Taschenbuchausgabe ist bei uns für
10,80 € erhältlich |
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Alan
Bennet
Così fan
tutte - Eine
Geschichte
Köstlich. Ein schmales
Bändchen. Ein großer Spaß!
Mit
knochentrockenem britischen Humor erzählt Bennett die Geschichte eines
englischen Middleclass-Ehepaars, das vom
Opernbesuch nach Hause kommt und seine Wohnung vollkommen leer vorfindet.
Mit dem Verlust der Einrichtung aus zweiunddreißig Ehejahren tun sich
ungeahnte Möglichkeiten auf...
Mozart spielte in ihrer Ehe eine wichtige Rolle. Sie hatten keine Kinder,
und ohne Mozart hätten sie sich wahrscheinlich schon vor Jahren getrennt. An
jenem Abend waren die Ransomes in
Così
fan tutte,
und als sie nach Hause kommen, ist ihre Wohnung komplett ausgeräumt. Auf der
Suche nach dem Nötigsten für den Alltag – Tassen, Teebeutel, Spülmittel,
Sieb und eine ochsenblutfarbene Schuhcreme für ihren Mann – gerät Mrs.
Ransome in Läden und Gegenden, die sie vorher
nie aufgesucht hätte. Eine merkwürdige Abenteuerlust und Lebensfreude
bemächtigt sich ihrer, und am Ende ist für die Ransomes
nichts mehr so, wie es einmal war.
Originaltitel:
The Clothes They Stood Up
Aus dem
Englischen von Brigitte Heinrich, 2007. Kartoniert. 96 Seiten, 9, 90 €
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David Safier
Mieses Karma
"Nichts hat sich Moderatorin Kim Lange mehr gewünscht als den deutschen
Fernsehpreis. Nun hält sie ihn triumphierend in den Händen. Schade
eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer russischen
Raumstation erschlagen wird.
Im Jenseits erfährt Kim, dass sie in ihrem Leben sehr viel mieses Karma
gesammelt hat. Die Rechnung folgt prompt. Kim findet sich in einem Erdloch
wieder, mit sechs Beinen, Fühlern und einem wirklich dicken Po: Sie ist eine
Ameise! Aber Kim hat wenig Lust, fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu
schleppen. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mit einer
Neuen tröstet. Was tun? Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her,
damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht."
Flotte Strandlektüre. Leicht, lustig, schräg!
288 Seiten, gebunden 16,90 €, Taschenbuch 8,95 €
Rowohlt TB 2008, 282 Seiten, 8,95€, ISBN 978-3-499-24455-1 |
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James Hamilton-Paterson
Einarmsegeln mit Millie
Gerald Samper – vielen Lesern bereits bekannt aus Kochen mit Fernet Branca –
Hausbesitzer in der Toskana, Ghostwriter und Biograf ruhmsüchtiger Popstars
und mediengeiler Sportskanonen, hat einen neuen Auftrag: Er soll ein Buch
schreiben über Millie Cleat, eine wettergegerbte Fünfzigerin, die mit ihrem
Hightech-Trimaran über die Weltmeere segelt und dabei einen Weltrekord nach
dem anderen bricht.
Bald greift sie, ein Genie der Selbstvermarktung, zu den Sternen: sie wird
die Hohepriesterin einer maritimen Sekte, deren Machenschaften Samper mit
abgründigem Spott verfolgt.
Die Welt ist ein mediales Dorf, und je schräger die Geschichten seiner
Akteure, desto besser. Mafiöse Balkan-Politiker, weltberühmte Dirigenten und
windige italienische Makler, Ökofeministinnen und pakistanische Taxifahrer:
sie alle treten in dieser Parforcejagd britischen Humors auf – und nicht
immer würdig wieder ab. Mit hinreißendem satirischen Talent und
hemmungsloser Fabulierlust legt James Hamilton-Paterson sein neues, pralles
Buch vor: böse und exzentrisch, haarsträubend und – wunderbar.
Klett-Cotta Verlag, 364 Seiten, 22,50 €
btb 2009, 428 Seiten, 9,-€, ISBN 978-3-442-73829-8 |
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Shalom Auslander
Vorsicht, bissiger Gott - Fiese Storys
Ein umwerfend guter Band mit Erzählungen:
"Vierzehn fiese Storys von Shalom Auslander, dem Enfant terrible aus
Brooklyn, New York. Hier zückt Gott schon mal seine Knarre, wenn nicht alles
so läuft, wie er sich das ausgedacht hat, und hier philosophieren Charlie
Brown und Snoopy darüber, ob Schulzianer oder Kürbisiten den richtigen
Glauben haben. Hier kommt das schlechte Gewissen auf vier Pfoten angetappt
und wird dafür von einem Pornostarlet überfahren. Hier wird im Himmel
geflucht und auf Erden gebetet - und vor allem kein Blatt vor den Mund
genommen." (Klappentext)
Berliner Taschenbuch Verlag 2007, 157 Seiten, 7,90 €
aus dem Amerikanischen von Robin Detje |
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Neal Stephenson
Quicksilver
1152
Seiten. 1152 eng bedruckte Seiten! Der erste Teil der gefeierten
Barock-Trilogie. Ein unglaubliches Unternehmen. Großartig ist nicht nur, was
Stephenson alles erzählen kann, sondern auch, wie er es erzählt. Ein
Meisterwerk. Ein gigantisches Projekt. Nicht immer einfach zu lesen, aber
immer der Mühe wert.
"Europa, um 1665: Daniel Waterhouse, Querdenker,
Puritaner und Verächter der alten Geheimwissenschaften, strebt mit seinem
Freund Isaac Newton und einigen anderen großen Geistern des barocken Europa
nach Wissen und Erkenntnis, während die Welt ringsum ein einziges Chaos ist.
Überall ringt die Vernunft mit dem blutigen Ehrgeiz der Mächtigen, und
jederzeit können Katastrophen – ob natürlich oder hausgemacht – die
politische Landschaft über Nacht verändern. In dieser Zeit steigt Jack
Shaftoe vom Londoner Gassenjungen zum legendären König der Vagabunden auf.
Er riskiert Leib und Leben für sein Glück und seine Liebe – und verliert
durch die Syphilis schleichend den Verstand. Gleichzeitig schlägt sich seine
Geliebte Eliza, die er aus einem türkischen Harem befreit hat, bis zum Hof
Ludwigs XIV. durch, wird Mätresse, Spionin und Schachfigur in den Händen von
königlichen Staatenlenkern. Die Wege von Daniel, Jack und Eliza führen kreuz
und quer durch das zerrissene Europa, sie berühren und verschlingen sich,
während allerorten ein neues Zeitalter seine Schatten voraus wirft …"
"Der Autor entwirft ein lebendiges Panorama einer großen
Epoche der Wissenschaft: die manische Kleinarbeit der Forscher in
abgelegenen Laboratorien, ihre Erfolge und Niederlagen. 'Quicksilver' ist
Wissenschafts-Thriller, Historienschmöker und Schelmenroman auf höchstem
Niveau."
SZ Wissen
"Vielleicht ist 'Quicksilver', das einen Schatz an
Geschichten, Personen, Handlungen und Verknüpfungen enthält, weniger ein
Buch als ein Ort, den wir besuchen und an dem wir uns tummeln können. Eines
ist sicher: Der (ehemalige) SF-Autor Stephenson ist damit endgültig in der
Gegenwart der Vergangenheit angekommen. Die uns durchaus einen viel sagenden
Blick in die Zukunft offenbaren kann."
Buchjournal
Manhattan Verlag 2004, Die Barock-Trilogie, Teil 1, 1152
Seiten, Taschenbuch-Ausgabe 13,- €
Goldmann TB 2010, 1145 Seiten, 9,95€, ISBN 978-3-442-54274-1
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Neal Stephenson
Confusion
Gerade ist der zweite Teil der monumentalen Barock-Trilogie erschienen!
Eine Lese-Abenteuer sondergleichen. Klug, schwierig, prall, ordinär, belesen
- großartig!
"Der Hafen von Algier im Jahr 1689. Jack Shaftoe, selbst ernannter König der
Vagabunden und einst heroischer Befreier der einzigartigen Eliza aus einem
türkischen Harem, ist als Galeerensklave gefangen. Doch Shaftoe ist nicht
bereit, sich dem launischen Spiel des Schicksals zu fügen, und fasst einen
verwegenen Fluchtplan. Das Unterfangen gelingt und bringt dem
unerschrockenen Glücksritter neben der Freiheit auch das flüchtige Glück
sagenhaften Reichtums ein – sowie Feinde ohne Zahl und eine wilde
Abenteuerfahrt rund um den Globus.
Unterdessen führt Eliza, mittlerweile Gräfin de la Zeur, am
prächtig-dekadenten Hof von Versailles ihren eigenen Feldzug. In den Künsten
der Verführung, der Intrige und der Spionage ebenso bewandert wie in
handfesten Finanzgeschäften, scheut sie kein Mittel, um ihr Leben und das
ihres Sohnes zu schützen – sowie sich an dem Mann zu rächen, der sie um ein
Haar ruiniert hätte.
Eine neue Zeit bricht an; doch nicht jeder ist den Herausforderungen des
zerrissenen Europa am Vorabend der Moderne so gewachsen wie Eliza. Der
Puritaner und Querdenker Daniel Waterhouse sucht sein Heil in der Flucht,
den Verheißungen der Neuen Welt entgegen …
"Das aufwändigste literarische Projekt der Jahrtausendwende - und darüber
hinaus." Publishers Weekly
"Wie sein Vorgänger ist 'Confusion' bis zum Bugspriet angefüllt mit Action,
Gelehrsamkeit und wunderbaren Gags." The Independent
"Neal Stephensons 'Barock-Zyklus' trotzt jeder Kategorisierung, jedem
Genrebegriff, jedem Versuch der Erklärung oder Zuordnung - er ist schlicht
und ergreifend genial. Stephenson verfügt über eine einzigartige Gabe: Er
kann komplexes Gedankengut veranschaulichen und unterhält die Leser dabei
auch noch voller Humor, mit viel Herz und jeder Menge Spannung." Time
Manhattan Verlag 2006, Barock-Trilogie 2, 1024 Seiten, 29,95 € |
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Kirsty Gunn
Der Junge und das Meer
Es ist Sommer. Wir befinden uns an der Ostküste der USA. Ein kleiner Ort am
Meer. Der
15jährige Ward verbringt hier mit seinen Eltern und seinen Freunden die
Ferien. Sein Vater
ist eine Surfer –Legende, Wards Freunde verehren ihn, fragen ihn ständig um
Rat. Ward aber
ist genervt von seinem allwissenden Vater. Sein Vater kann locker mit den
Mädchen aus Wards Clique reden. Ward ist nicht so redegewandt und
selbstsicher. Er kann das nicht. Er grübelt viel, aber er kann sich nicht so
gut mitteilen.
Ward ist den ganzen Tag mit seinem besten Freund Alex und einer ganzen
Gruppe von Freunden am Meer. Sie surfen, und im Meer ist Ward dann ganz in
seinem Element. Die Luft flimmert, tiefblau hängt der Himmel über dem heißen
Sand. Nachmittags werden die Mädchen eine Party veranstalten. Ward mag
besonders das neue Mädchen Alison.
Das Wetter ändert sich. Große Wellen werden hereinbrechen. Sein Vater wird
mit seinem
Brett hinausgehen. Es wird dramatisch. Dieser Nachmittag wird alles
verändern…
Ein schmales Buch, lyrisch knapp erzählt. Ein literarisches Juwel, das nun
auch als Hörbuch erhältlich ist. Es liest der Schauspieler Hans-Peter
Hallwachs, und er liest diesen Text auf eine unfassbar großartige Art und
Weise.
140 Seiten, 15,- €. Als Hörbuch gelesen von Hans-Peter Hallwachs, 180
Minuten, 3 CDs, 19,95 €, beide erschienen im Mare Verlag |
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Phillipe Dubath
Zidane und ich
Briefe eines Fußballspielers
an seine Frau
Das beste Buch über Fußball, oder genauer:
Das beste Buch über FußballSPIELEN.
Der Bericht eines Hobbyfußballspielers: Fußballspielen als sozialer Akt.
Fußballspielen als Rettung aus einer traumatischen Kindheit.
"Als ich in der Schule verjagt, verachtet, verlacht wurde, hatte ich
anstelle einer Psychotherapie - und um vieles besser - das Vorrecht, ja, das
Privileg, ohne Termin vorab und in aller Einfachheit eine ganz nahe, offene
Welt zu betreten, die Welt des Fußballs, in der ich spüren konnte, dass ich
existierte, ohne ein Urteil zu fürchten. Und eins habe ich dort bestätigt
gefunden: Wenn ein Kind spürt, dass es existiert, unabhängig von dem, was es
ist oder was es zu sein glaubt, dann kann es auch zeigen, was ihn im
steckt....."
Bilgerverlag 2004, 79 Seiten, 12,50 € |
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John Le Carré
Der ewige Gärtner
John Le Carré ist immer noch der König der Krimi-Literatur. Niemand in der
Krimi-Szene verfügt über so eine elegante Ausdrucksweise, niemand kann so
dichte Szenen schreiben. Einzig James Ellroy, oder Dennis Lehane in seinem
Buch "Mystic River", erreichen dieses Niveau.
Und definitiv niemand kann so grandiose Eröffnungsszenen schreiben wie John
Le Carré.
"Der ewige Gärtner" spielt in Afrika. Es geht um die Machenschaften der
Pharmakonzerne, es geht um einen Mann, der erst nach dem Tod seiner Frau aus
seinem gepflegten Lebenswandel ausbricht, und sich auf den Weg macht auf die
Suche nach den Mördern seiner Frau.
Es gibt Krimis, die schneller und flotter sind, es gibt Krimis, die
spannender sind, aber es gibt kaum einen Krimi, der besser erzählt ist!
Ab 12. Januar nun auch in den Kinos: Regie führte der Brasilianer Fernando
Meirelles, der mit seinem Film "City of God" vor drei Jahren für Furore
sorgte. Dieses Aufeinandertreffen zweier absoluter Könner ist ein großes
Versprechen. Wir sind gespannt.
List Taschenbuch, 557 Seiten, 9 € |
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Bill Moody
Auf der Suche nach Chet Baker
Bill Moody ist Jazz-Musiker. Er spielt Schlagzeug.
Bill Moody ist Schriftsteller. Er schreibt Krimis. Krimis, bei denen
Jazzmusiker im Mittelpunkt stehen. Gerade ist im Unions-Verlag die
Taschenbuchausgabe seines neuen Krimis über den Trompeter Chet Baker
erschienen.
Chet Baker
war Anfang der 50er Jahre als gerade mal 22jähriger ein Riesenstar. Er
spielte mit allen damaligen Jazzgrößen. Berühmt wurde er mit seiner Version
von „My funny Valentine“. Und Chet Baker sah auch noch ziemlich gut aus.
Aber dann kamen die Probleme. Drogenabhängigkeit, Gefängnisaufenthalte,
Entziehungskuren. Ende der 60er Jahre wurden ihm bei einer
Auseinandersetzung mit Drogendealern die Zähne ausgeschlagen. Für einen
Trompeter eigentlich das Ende seiner Karriere. Chet Baker bekam ein
künstliches Gebiss und er brachte sich das Trompetespielen neu bei. Und
1974 gab es ein fulminantes Comeback.
Chet Baker
hatte immer einen ganz besonderen Sound. Leicht, fast zerbrechlich, immer
sehr melodisch. Seine Art Trompete zu spielen, ist immer sofort zu erkennen.
Wissen sie übrigens, wo Chet Baker seinen letzten Geburtstag gefeiert hat?
Sie werden es nicht glauben, aber in Solingen. Dezember 1987. Auf der
Unionstrasse, das Lokal hieß „Flamingo“. Es gibt Fotos von diesem Abend.
Chet Baker sah schlecht aus in seinen letzten Jahren. Ein alter Mann, seit
Jahrzehnten drogenabhängig, mit einem ausgemergelten und zerfurchten
Gesicht. Ein knappes halbes Jahr später war er tot. Im Amsterdam aus dem
Fenster gefallen. Oder aus dem Fenster gestoßen. Niemand weiß das.
Und über
diesen Sturz aus einem Amsterdamer Hotelfenster hat Bill Moody nun dieses
Buch geschrieben.
Bill Moody
ist, wie erwähnt, selbst Jazzmusiker, und eben auch Schriftsteller. Er hat
sich die Figur eines Jazz-Pianisten ausgedacht, der immer wieder in
Kriminalfälle verwickelt wird. Drei dieser Fälle liegen in deutscher
Übersetzung im Unionsverlag vor. Für richtige Krimiliebhaber sind die Fälle
vielleicht etwas zu langsam, aber der Reiz liegt auch eher woanders. Es sind
Musiker-Romane. Erzählt wird von Menschen, die auf der Bühne stehen, und
von dort uns Zuhörer wahrnehmen. Und das allein ist schon ziemlich
interessant und spannend.
Auch Bill
Moody kann in seinem Buch kein Licht in diesen mysteriösen Todesfall
bringen. Chet Baker fuhr mir viel Bargeld nach Amsterdam, um zwischen zwei
Auftritten in Deutschland Drogen zu besorgen. Und dann liegt er tot in einer
Gasse in Amsterdam, gefallen oder gestoßen aus seinem Hotelfenster. Aber
Moody hat einen feinen Krimi um diesen seltsamen Todesfall herum
geschrieben. Ein Buch für Freunde gediegener Krimis, für Pianisten, für
Musiker überhaupt, und für Jazzliebhaber sowieso.
Taschenbuch
im Unions-Verlag, 9,90 €
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Ian
McEwan
Abbitte
„Abbitte“
spielt zum großen Teil an einem heißen Sommertag in einem Landhaus in
England im Jahre 1935. Im Mittelpunkt steht ein 13jähriges Mädchen.
Aufgeweckt, frühreif, und versehen mit einer lebhaften Phantasie.
Am
Nachmittag geschieht in den Parkanlagen ein Verbrechen, abends findet im
Landhaus eine Tischgesellschaft statt. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Das
13jährige Mädchen beobachtet, wie sich ihre ältere Schwester mit ihrem
Liebhaber trifft. Sie beobachtet, aber sie missversteht die Situation. Ihre
Phantasie geht mit ihr durch. Sie stürzt mehrere Menschen ins Verderben,
allein dadurch, dass sie erzählt, was sie zu sehen geglaubt hat.
Besonders
die erste Hälfte des Buches, die Beschreibung dieses Sommertages im Jahre
1935 in England, sind atmosphärisch so dicht, dass man nur beeindruckt sein
kann. Zu lesen, wie dieses kleine Mädchen mit ihrer dummen Phantasie
Menschenleben zerstört, ist eine besonders eindringliche Lektüre.
Verantwortlich für all das ist der englische Schriftsteller Ian McEwan, dem
mit seinem Roman „Abbitte“ ein ganz großer Wurf gelungen ist.
Bei
Diogenes im Taschenbuch für 12,90 €
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Jonathan Safranfoer
Alles ist erleuchtet
Ein junger
Amerikaner reist in die Ukraine. Er sucht die Frau, die seinen Großvater vor
den Nazis gerettet hat. Begleitet wird er von dem jungen Ukrainer Alex, der
als Dolmetscher dient. Alex kann zwar Englisch, aber nicht so richtig. Und
folglich kann er in der deutschen Ausgabe des Romans zwar Deutsch, aber halt
nicht so richtig.
Und Alex
ist der Erzähler dieser Reise. Gleichzeitig liest man die Briefe von Alex,
die dieser nach der Reise, an den jungen Amerikaner schreibt, und so erfährt
man auch, dass der Erzähler der Reise, diese Reise nicht immer so ganz
wahrheitsgemäß erzählt hat.
Und im
dritten Erzählstrang wird die Geschichte eines jüdischen Dorfes in der
Ukraine erzählt.
Dieses Buch
ist sehr komisch. Und es ist sehr traurig. Wer eine ungewöhnliche Geschichte
lesen möchte, die nicht immer leicht zu lesen ist, in der viel Sprachwitz
und Komik steckt, der ist hier aufs Beste aufgehoben.
Fischer Taschenbuch, 9,90 €
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Christopher Moore
Flossen weg!
"Seit Jahren versucht der Meeresbiologe Nate Qinn zu ergründen, warum
Buckelwale singen. Endlich scheint er kurz vor der Auflösung des Rätsels zu
stehen, als plötzlich seltsame Dinge geschehen. Eine riesige Schwanzflosse
taucht aus dem Meer auf mit der deutlichen Aufschrift: Flossen weg! Und
derselbe Wal versucht mehrmals über das Telefon bei Nate ein
Pastrami-Sandwich zu bestellen. Nate glaubt seinen Verstand zu verlieren,
bis er der Bitte nachkommt und in die wundersame Welt der Wale
hinabtaucht...." Soweit der Klappentext.
Wenn man es kurz auf den Punkt bringen möchte, ist "Flossen weg" die
schräge, durchgedrehte, lässige Variante von Frank Schätzings Roman "Der
Schwarm".
Und bei einem Buch, das mit dem Satz "Amy nannte den Wal 'Pummelchen'
anfängt, weiß man doch sofort, dass man sich auf einen großen Lesespaß
einzurichten hat.
Goldmann Verlag, 9,95 € |
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Jonathan
Lethem
Motherless Brooklyn
Vier Waisenjungen bilden eine Art Gang bilden,
die für einen Klein-Ganoven Aufträge ausführen. Im Mittelpunkt steht Lionel
Essrog, ein Junge, der unter dem „Tourette
Syndrom“ leidet: ein Zwang, unkontrolliert Unsinn zu reden, Sprache zu
verdrehen, jede erreichbare Oberfläche zu berühren, umher liegende
Gegenstände zu zählen und neu zu ordnen.
Die Story selbst ist nicht so entscheidend. Ein
Mord. Die üblichen Verwicklungen. Alles etwas kompliziert. Man kennt das
halt. Was man nicht kennt, ist ein Held, der in den unmöglichsten
Situationen losbrüllt, weil er seine Worte nicht zurückhalten kann.
Er versucht den Mord an seinem Chef aufzuklären,
der ihn vor vielen Jahren aus seinem trostlosen Waisenhaus-Leben befreit
hat. Ein verwickelter Krimi, mit einem Helden, der nicht still sein kann.
Ein Krimi voller Sprachspielereien und ordinärer Sprachverdrehungen, klasse
übersetzt von Michael Zöllner.
Tropen Verlag, gebunden, 19,80 €
Goldmann Verlag, Taschenbuchausgabe 8,90 € |
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Yann Martel
Schiffbruch mit Tiger
Held der
Geschichte ist ein 16jähriger indischer Junge mit Namen Pi. Sein Vater
besitzt einen Zoo, und der Leser erfährt zu Beginn eine ganze Menge
Zoogeschichten. Pi ist ein aufgeweckter Junge, der sich besonders für die
verschiedenen Religionen interessiert. Jeder erwartet von ihm, dass er sich
für eine Religion entscheidet. Er kann das überhaupt nicht verstehen.
Dann
beschließt sein Vater mit der Familie nach Kanada auszuwandern. Die meisten
Tiere werden verkauft. Einige der Tiere aber begleiten die Familie auf ihrer
Schiffsreise. Der Frachter sinkt. Nur Pi überlebt den Schiffbruch in einem
Rettungsboot, und treibt nun im pazifischen Ozean. Mit an Bord befindet sich
ein bengalischer Tiger:„Schiffbruch mit Tiger“.
Wer möchte
nun nicht erfahren, wie ein Junge in einem Rettungsboot mitten im Ozean
monatelang überlebt, und wer ist nicht neugierig geworden, wie Pi dieses
überhaupt gelingen kann mit einem Tiger an Bord, der ständig Hunger hat.
Welche
Rolle übrigens Bananenknochen in diesem Roman spielen, sei hier nicht
verraten. Genausowenig die Antwort auf die Frage, ob der bengalische Tiger
mit Namen Richard Parker die Monate im Rettungsboot ebenfalls überlebt.
„Schiffbruch mit Tiger“ ist eine ungewöhnliche Abenteuergeschichte, die man
so schnell nicht vergessen wird.Eine Geschichte, in der es von Tieren nur so
wimmelt: Dem Leser begegnen Faultiere, Haie, Schildkröten, Zebras,
Erdmännchen und eine seltsame, schwimmende Insel.
Pi fragt
zum Schluß: „Welches ist die bessere Geschichte, die mit den Tieren oder die
ohne Tiere?“, und für den Leser kann es nur eine Antwort geben!
Yann Martel
bekam für sein Buch im Jahr 2002 den „Booker Prize“: die höchste
Auszeichnung für einen Roman im angelsächsischen Sprachraum. Vergnüglicher
und leichter las sich in den letzten Jahren sicherlich keiner der dort
preisgekrönten Romane.
Fischer Taschenbuch 9,90 € |
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